Selbstverständlich kann es leicht sein, dass in einem Wirtschaftsforst auch forstwirtschaftliche Arbeiten durchgeführt werden, dann ist an begrenzten Stellen die Ruhe natürlich vorübergehend gestört. Aber davon ist man ziemlich schnell wieder entfernt. In der Folge dieser Arbeiten ist es auch möglich, dass manche Wege zeitweise arg zerfahren sind. Die heutigen Maschinen sind nun mal wahre Monster. Aber das Holz muss ja irgendwie aus dem Wald heraus geschafft werden. Die Beeinträchtigungen halten sich in Grenzen und sind nur temporärer Natur.
Ich finde ohnehin, dass man beim Wandern den wirklich gegangenen Weg im Wesentlichen unterwegs finden und Nichts minutiös genau vorplanen sollte. Man ist natürlich gut beraten, in einem unbekannten Gebiet ein Wandernavi mitzunehmen, zum Beispiel das Etrex von Garmin, was ich bevorzuge. Allerdings kann man sich hinter Hagen auch gut an den Wegeverläufen orientieren, wenn man nicht gerade eine weite Tageswanderung unternimmt.
Im Vergleich zu alten Zeiten mit Karte und Kompass wird die zuverlässige Orientierung mit so einem Gerät absolut zum Kinderspiel bei jedem Wetter und man muss weniger “Krams” mitnehmen. Obwohl das Etrex eine sehr lange Akkulaufzeit hat, habe ich natürlich immer volle Reserveakkus dabei.
Mit dem Gerät wandere ich auf zwei Arten: Entweder ich nehme mir entfernte Ziele (oder Zwischenziele) vor und lasse mir nur die Richtung anzeigen, suche mir aber den Weg, den ich tatsächlich gehe, unterwegs, je nach den Gegebenheiten. Da können durchaus erhebliche Zickzacklinien und Schleifen herauskommen, wenn ich an eine Stelle komme, wo irgendwas Schönes zum Abbiegen einlädt. Man sieht das ja erst unterwegs. Oder ich nehme mir gar kein Ziel vor, wandere ins Blaue und der Weg entsteht wirklich erst beim Gehen. Dabei sind immer wieder die allerbesten Touren herausgekommen.
Unterwegs habe ich bei Bedarf anhand des Geräts immer eine Orientierung und kann mir Richtung und Entfernung zum Ausgangspunkt anzeigen lassen, wenn ich in einem unbekannten Gebiet wandere, sei es nun hier in der Nähe oder ganz woanders in deutschen und fremden Landen. Es darf einem dann natürlich nicht darauf ankommen ob man mal 2 Stunden oder 3 Stunden länger unterwegs ist als gedacht. Das als kleine Anregung.
Wer ein solches Gerät nicht hat, oder eine entsprechende App auf dem Smartphone (GPS-Antenne gewöhnlich deutlich schwächer), ist gut beraten, eine 25.000er topographische Karte dabei zu haben. In den Gebieten, die zum Landesforst gehören, stehen an vielen Wegekreuzungen immer noch die Abteilungssteine, in alten Zeiten »Jagensteine« genannt, mit den Abteilungsnummern. Da kann man seinen Standort auch ohne Kompass auf der Karte bestimmen, soweit man eine Karte hat, auf der diese Nummern auch vermerkt sind. Das geht in Niedersachsen an ganz vielen Stellen so. Man muss dazu wissen, dass die Zahl auf dem Stein immer in Richtung auf die betreffende Abteilung zeigt. Meist stehen die Steine schräg zum Wegeverlauf und bezeichnen dann vier Abteilungen. Angenommen man steht auf der Kreuzung der »Bahnen« frontal zum Schriftzug der Zahl: Dann bezeichnet diese nicht die Abteilung, die hinter dem Stein ist, auf die man dann also blickt, sondern die, die man im Rücken hat. Bei einem Stein an einer Kreuzung also diejenige schräg gegenüber vom Standort des Steins, während die Nummer der Abteilung, auf die man blickt, auf der Rückseite des Steins zu lesen ist.
Um wieder auf den Wald bei Hagen zurückzukommen: Wer nur 2, 3, 4 Stunden spazieren gehen will, muss natürlich keine extra Ausrüstung oder Karten zur Orientierung dabei haben. Wer länger unterwegs sein will kommt auch mal in die Nähe einer Bundes- oder Kreisstraße oder überquert sie. Aber diese Unliebsamkeiten machen nur einen Bruchteil der Gesamtstrecke aus und man muss sie als Tribut an die Jetztzeit hier geanauso tolerieren wie sonstwo auch. Die Haupt-Unterteilungen mit rechteckigen Kreuzungen verlaufen hier IN ETWA von Nord nach Süd und West nach Ost. Daneben gibt es schräg dazu verlaufende Wege und auch Möglichkeiten, das rechteckige Schema zu verlassen. Auch gut zu wissen: ausgewiesene Wanderwege gibt es hier gar nicht, irgendwelche Wegweiser fast nicht. Dafür kann es einem aber auch passieren, das man morgens losgeht und bis zum Zurückkommen am Abend absolut niemanden gesehen hat. Wo es keine »Wanderinfrastruktur« gibt, finden sich unterwegs natürlich auch keine Einkehrmöglichkeiten und so gut wie keine Sitzbänke. Das ist outdoors eben so. Aber überall hat’s Bäume….;-) – Pura Vida im Draussensein!
Wie immer: »Nur Versuch macht wirklich klug«, sage ich immer. Und wie das Ganze auf andere wirkt, kann jeder nur selbst für sich herausfinden. Probieren Sie es einfach mal aus – ich glaube nicht, dass Sie enttäuscht sein werden.
PS: natürlich gebe ich keine Garantie darauf, dass meine Ansichten, Vor- und Ratschläge immer auch für jedeN AndereN und für durchaus mögliche Ausnahmesituationen gelten. Folglich: Haftungsausschluss in jeder Beziehung! (Es sind schon bekloppte Zeiten, die dafür sorgen, dass einem sowas überhaupt einfällt!)
The post Weiter: Wandern im Flachland bei Hagen first appeared on Draussen unhergestreift.]]>Wer wandern will, mag keine forstwirtschaftlichen Schotterstraßen mit ihrem nach beiden Seiten abgeschrägten Querprofil, der stets gleichförmigen Belastung von Gelenken und Muskulatur und dem nervtötenden Geknirsche bei jedem Schritt. Diese Fuß und Rücken mordenden Passagen haben mit wanderbaren Wegen nun mal rein gar nichts zu tun und dürfen darum nur einen minimalen Teil einer Wanderstrecke ausmachen. Zur Freude aller, die gern draußen zu Fuß oder zu Pferd unterwegs sind: Nicht auf den allerersten Blick erschließt sich die Fülle an unbefestigten Strecken, die man hier unter die Füße bekommen kann. Etliche Wege sind allerdings im Sommer mit Gras und Kräutern bestanden, sodass man eine wirksame Vorsorge gegen Zecken beachten muss – das ist aber nicht nur hier so.
Manche der Wege, hier dann auch »Bahnen« genannt, sind natürlich forsttypisch grade. Es gibt jedoch auch andere und dazu viele Möglichkeiten die schnurgerade Linie durch Abbiegen noch interessanter zu machen, die Eindrücke sind ohnehin nicht auf ganzer Strecke gleich, sondern bieten durchaus eine gewisse Abwechslung, wenn man Augen und Sinn für’s Draussensein hat. Andererseits untersteicht der Blick in die graden Unterteilungen aber auch den Eindruck der Unbegrenztheit, mit dem man hier unterwegs ist. Es gibt auch Wege mit großzügigen, mehrere Meter breiten, baumfreien Streifen an den Seiten, die diesen grenzenlosen Eindruck noch mehr verstärken.
Von recht vielen Leuten weiß ich, dass sie in den Bergen zwar die Aussicht genießen, aber mit dem Bergauf und Bergab Probleme haben. Ich gehöre zu denen, die die bergige Topographie durchaus vermissen, auch das Bergangehen. Was mir aber gar nicht fehlt, das ist der Geräuschpegel, der mancherorts im Bergland oder Hügelland von jeder kleinen Straße, erst recht von Hauptstraßen und Orten aus Tälern nach oben schallt. Ganz zu schweigen von dem grausamen Motorradlärm, der uns im Berg- und Hügelland in vielen Regionen Deutschlands viele, viele eigentlich herrliche, schöne Tage absolut vermiest hat.
So verzichte ich gerne zugunsten des Gefühls von Stille und Abgeschiedenheit auf das Hügelland vor der Haustür. Es tut unglaublich gut, hier ausgedehnte Wanderungen zu unternehmen. Man kann kein Ende der weiten Wälder erkennen und auch das schafft einen ganz besonderen Aspekt der Athmosphäre unterwegs. Außerdem: total platt ist es hier nicht, aber es handelt sich nur um “leichte Unebenheiten”, deutlich unterhalb des Begriffs “Hügel”, finde ich, der in einer Region aufgewachsen ist, die ich als hügelig bezeichne, die von anderen aber gern als bergig eingestuft wird.
Selbstverständlich sieht man gelegentlich auch Wild, wenn man im Wald unterwegs ist. Aber mehr als das Wild selbst fallen einem gewöhnlich die Fährten und anderen Anzeichen der Anwesenheit von Tieren auf. Außer dem Rotwild (Hirsche) gibt es Rehe, Wildschweine, Hasen, Füchse, Dachse, Waschbär und diverse Andere bis hin zum Wolf, den ich leider noch nicht leibhaftig gesehen habe – bis auf ein einziges Mal, ganz kurz, nachts vom Häuschen aus mit leuchtenden Augen im Gebüsch. Toll!! Er muss mich auch bemerkt haben und war so schnell weg wie ich kaum hingucken konnte. Leise wie ein Schatten. Wenn an gleicher Stelle nachts mal ein Reh oder Wildschwein flüchtet, dann ist das das unüberhörbar. – Aber ab und zu finde ich seine Hinterlassenschaften auf den Wegen. Der Wolfskot ist gut an den vielen Haaren und Borsten zu erkennen, die er enthält.
Vollkommen unverstehbar sind mir solche Leute, die wegen irgendeines der genannten Tiere Bedenken haben, draußen unterwegs zu sein. Für mich sind sie ausschließlich eine Bereicherung des Draußensens. Auch in meinen vorherigen “Hauptstreifgebieten” gab und gibt es Schwarzwild (Wildschweine) und seit Jahren auch Wölfe. So habe ich auch mal ein gerissenes Rehböckchen gefunden. Es wurde dann über Tage weiter verzehrt. Isegrim selbst legte keinen Wert auf nähere Bekanntschaft mit uns – und das ist typisch für Wölfe, man sieht sie nicht, und wenn man das noch so gerne möchte. Sie vermeiden die Menschen.
Und lassen Sie sich nicht weismachen, dass Wildschweine furchtbar gefährlich sein sollen. Gefahr geht eigentlich nur dann von ihnen aus, wenn es sich um verletzte Tiere handelt. Mit denen kommt ein Wanderer oder Spaziergänger mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie in Kontakt. Ich selbst bin über die Jahre (ich bin 63 und hatte bereits im Grundschulalter die Neigung, allein in den Wald einzutauchen) schon einige Male einer oder mehreren Bachen mit kleinen Frischlingen oder auch einem richtig dicken Keiler um irgendwelche Wegecken herum, oder weil sie im Randbereich eines deckenden Bewuchses waren, auf sehr wenige Meter nah gekommen (einmal ein Hauptschwein eher weniger als 3 Meter, das fühlt sich sehr direkt an, aber auch dieser wehrhafte Keiler brachte sofort in schneller Flucht Distanz zwischen uns).
Gewohnheitsmäßig begrüße ich sie dann mit “Guten Tag, schönes Schwein” und rede ruhig, hörbar, sachlich und freundlich mit ihnen – Tierton eben. In allen Fällen war ihre größte Sorge, möglichst viel Abstand zu mir zu gewinnen, manchmal flott und manchmal ziemlich gemächlich oder erst nach Überlegungspause. Kein einziges Mal hat eine dieser Sauen auch nur im geringsten versucht, zum Angriff überzugehen oder irgendwie gedroht. Ich lasse ihnen Zeit, um sich zu verziehen, wenn ich genau da entlang möchte wo sie gerade sind und freue mich solange, dass ich ihnen auf Sicht begegnet bin. Also lassen Sie sich keine Ammenmärchen auftischen. Die dienen gewiss mehr dem Zweck, Leute aus dem Wald fern zu halten, weil gewisse Typen die Wald-Welt gern für sich allein haben würden. Eine wirklich nahe Begnung mit Tieren ist in dieser Gegend ohnehin sehr, sehr selten, denn das Wild ist hier recht scheu und nicht verstädtert zahm.
Schön finde ich auch, gelegentlich die Kraniche zu sehen, die man von unserem Haus aus und unterwegs ab und zu trompeten hört. Sie müssen irgendwo in der Gegend brüten. Auch den Schwarzstorch habe ich schon gesehen, den Sperlingskauz gehört. Und so könnte ich Weitere aufzählen. Anblicke der Wildiere sind bei mir aber Zufallsbegegnungen, denn für mich kommt überhaupt nicht infrage, den Tieren nachzustellen, etwa in Richtung ihrer Rufe zu gehen, um sie unbedingt zu sehen und sie dadurch zu beunruhigen. Ich habe auch keine Lust mehr, reglos auf einem Hochsitz zu lungern und zu warten. Es genügt mir vollkommem, einfach zu wissen, dass sie auch im Gebiet unterwegs sind. Soweit ich hier Bilder von Wildtieren poste, handelt es sich ausschließlich um zufällige Schnappschuss-Fotos, oft unter voller Ausnutzung des 40fachen Zooms meiner praktisch-kleinen Canon PowerShot SX720 HS. Erstaunlich, was so ein kleines Gerät alles kann.
Falls es jemand interessiert: Es gibt hier leider keine ausgewiesene Parkmöglichkeit für Wanderer. Eigentlich hätte die Gegend es verdient, dass in Hagen ein solcher Hinweis aufgestellt würde. Aber: wenn man in Hagen die Straße „Stadtweg“ von der Hauptkreuzung bis zum Ende fährt, kommt man am Waldanfang an ein verbreitertes Endstück des Asphalts, wo man auf der linken Seite ein paar Autos hinstellen kann. Wenn ich das richtig weiß, war das ursprünglich auch mal dafür gedacht. Man kann auch noch 500 Meter die anschließende Schotterstraße weiter fahren und sein Auto in dem Bereich abstellen, wo links eine hellgrüne Bank ist, soweit dort nicht gerade Holz gelagert wird, an das Fahrzeuge natürlich jederzeit, auch am Wochenende, herankommen können müssen.
Ach, überhaupt – das könnte ich auch noch erwähnen: Man kann in Hagen auch Urlaub machen. Auf Anhieb fallen mir drei Möglichkeiten ein, sich hier einzuquartieren. Ich kenne diese allerdings nicht von innen, weiß jedoch, dass es immer wieder Stammgäste gibt, die dort seit Jahren hinfahren. Und wie ich von denen höre, werden sie das auch in Zukunft tun. Es gefällt Ihnen einfach und sie machen nicht den Eindruck, dass sie sich mit etwas Schlechtem zufrieden geben würden, was man von den Inhabern der Betriebe gewiss auch behaupten darf.
Ich kenne diese allerdings nicht von innen, weiß jedoch, dass es immer wieder Stammgäste gibt, die dort seit Jahren hinfahren. Und wie ich von denen höre, werden sie das auch in Zukunft tun. Es gefällt Ihnen einfach und sie machen nicht den Eindruck, dass sie sich mit etwas Schlechtem zufrieden geben würden, was man von den Inhabern der Betriebe gewiss auch behaupten darf. Daher mag ich die entsprechenden Webseiten hier verlinken (dort kann man auch sehen, dass diese Gegend durchaus mehr zu bieten hat als das, was ich beschreibe):
Sterne-zertifizierte Ferienwohnungen und Appartments
bietet der Dennhornshof
Der Dennhornshof auf Facebook
Ferienhof Fromhagen
Oft sind auch Feriengäste mit Hund da und Manche bringen ihre Pferde mit, um in den weitläufigen Wäldern lange Ausritte zu unternehmen. Die Links sind übrigens keine bezahlte Werbung, sondern Empfehlungen für meine Besucher dieser Seite. Die Betreiber der gastlichen Häuser wissen nicht einmal, dass ich sie hier erwähnt habe.
Ich bin sicher, es werden auch weiter Menschen die Athmosphäre beim Draußensein in einer solchen Gegend suchen; Leute, die genau wie ich die Naturhaftigkeit, die supergute Luft, die Stille und Unbegrenztheit und die vielen ganz individuellen Eindrücke und Empfindungen bei ausgedehnten Wanderungen oder kurzen Spaziergängen immer wieder neu erleben möchten.
Über dieses Draussen-Unterwegs-Sein im hiesigen Gebiet werde demnächst noch ein paar weitere Anmerkungen hier reinschreiben. Bis denn!
In den Garten-Beiträgen aus 2015 hatte ich erwähnt, dass ich mir Gedanken darüber machte, ob meine Pflanzen nach unserem Umzug in den anderen klimatischen Verhältnissen noch so gut zurecht kommen. Das bezog sich natürlich besonders auf meine Bananenstauden und die Clematis vitalba, die es gerne warm haben und eigentlich Seeklima bevorzugen.
Wir wohnen also jetzt seit Herbst 2015 in einem Randbereich der Südheide (das ist da, wo andere Leute Urlaub machen ;-)), die klimatisch etwas kontinentaler und im Winter und den Übergangszeiten einen Hauch kühler ist als die Gegend um und insbesondere der Bereich in der Stadt Nienburg. Dafür erscheint uns die Luft klarer, der Himmel hier höher und vor allem weniger zugezogen. Wir haben also eindeutig mehr und hellere Sonne als unter dem ewigen Schmuddel über Nienburg. Ganz klar ein guter Tausch! „Südheide“ klingt zwar wie Heide, aber wir leben am Rand eines großen Waldgebietes, welches eine Ausdehnung hat, die man nicht mal eben an einem Tag durchwandern kann. Weite Teile der sogenannten Heide wurden ja seit dem 18. Jahrhundert auf wechselnde Weise aufgeforstet und unsere Gegend gehört nur dem Namen nach noch zur Heide. Um zu wirklichen Heideflächen zu kommen, muss man ein paar Kilometer mit dem Auto fahren, erreicht diese aber in gut 15 Minuten. Unsere “Hütte am Busch” steht so am Waldrand, dass der Wald im Norden ist und daher den Wind von dort durchaus bremst, während er von Osten durch ein paar wenige Häuser zumindest nicht mit ganzer Kraft angreifen kann.
Insgesamt kann ich sagen, dass im letzten Jahr sowohl die Bananenpflanzen als auch die die Clematis vitalba keine Schwierigkeiten hatten. Und das, obwohl ich erst im Dezember 2015 dazu gekommen bin, sie wieder einzupflanzen. Neu dazugekommen sind einige andere Clematis-Arten und etliche Stauden für die Schmetterlinge, Hummeln, Bienen und das große Volk der weiteren Blüten besuchenden Insekten – nicht nur nebenbei erfreuen solche blühenden Pflanzen natürlich auch die eigenen Sinne mit Schönheit, Duft und der Athmosphäre, die für mich zu Sommer und Sonne einfach dazu gehört.
Sicher werde ich weiter über unsere Pflanzen und ihre Entwicklung den einen oder anderen Artikel verfassen, wenn mir etwas auffällt, was mir ein Posting wert erscheint.
Wie man aus der Beschreibung unserer Wohnlage am Rande eines kleinen Dörfchens unschwer erkennen kann, gibt es direkt ab Haus unzählige Kilometer Wege, die zum Draußen-Umherstreifen immer einladen.
Was mir dabei ganz besonders entgegen kommt ist die Stille, die man hier unterwegs und auch am Haus finden kann. Sobald man heraus hat, wie man seine Touren einrichten muss, um weit genug von der B4 oder der B 191 weg zu bleiben, hört man wirklich absolut nichts vom Lärm der Zivilisation, je nach Windrichtung kommt nur stellenweise etwas davon durch. Man hat jene herrliche Stille, die alle, auch die leisesten Geräusche der naturhaften Umgebung hörbar macht. Und eine Luft wie sie besser gewiss nicht sein kann. Ich habe schon nach kurzer Zeit gesagt: „Diese Luft macht süchtig, man mag nur noch draußen unterwegs sein!“ (Was für mich aber sowieso schon immer galt.) Gerade im Gegensatz zu der miesen Luft in der Stadt Nienburg und zum Lärm von Straßen, Stadt, Bundeswehr und Betrieben, den man dort bis in die umliegenden Waldgebiete überall hören musste, ist es hier auf unserem Grundstück und im Wald hinter Hagen in vielen Beziehungen einfach traumhaft und still. Natürlich ist das kleine Dörfchen Hagen bei Sprakensehl gemeint, nicht etwa die Stadt Hagen in Westfalen.
Im nächsten Posting werde ich mehr über meine Eindrücke des Draußenseins in dieser Umgebung berichten.
Und hier noch ein paar Bilder aus dem Sommer 2016:
The post Meine Gartenpflanzen und die Umgebung unserer Wohnlage in der Südheide first appeared on Draussen unhergestreift.]]>
Die Bilder habe ich vorhin im Garten aufgenommen, denn auch hier in der kalten Heide macht sich das Frühjahr allmählich deutlich bemerkbar. In unserem Garten darf er wachsen wie er will, ich denke nicht daran, ihn in irgendeiner Form einzuschränken. Genauso wie die Gänseblümchen.
In dieser Jahreszeit gehören diese beiden zu den augenfälligsten Insektenpflanzen, die es bei uns gibt. Sie lassen sich selbst von den fiesen Spätfrösten dieses Jahres nicht am Blühen hindern.
So oft es tagsüber auch nur 8° oder 9° ist, sind die Blütenbesucher auch schon da.
Obwohl in diesen Zeiten das ökologische Denken doch viel mehr verbreitet und Allgemeingut geworden ist, gibt es ja immer noch mehr Leute, die diese wertvollsten Nahrungspflanzen der Saison in ihrem Rasen und sonstwo gnadenlos vernichten, als solche, die sie ganz natürlich gewähren lassen. Übrigens sind beide auch wertvolle Heil- und Salatpflanzen.
Ich finde es traurig, wenn ich sehen muss, dass sterile, einfach nur einheitlich grüne Rasenflächen ohne jeden Wert für die erwachende Insektenfauna von ganz vielen Leuten einem echten Lebensraum vorgezogen werden.
Was ist nur schön an solchen exzessiv denaturierten Rasenanlagen? Eigentlich fehlt da doch alles, was das Draussensein zum Genuss macht.
Wie auch immer: mich versetzt der Anblick von Löwenzahn und Gänseblümchen jedes Jahr wieder in jene positive Grundstimmung, die der Erwartung der endlich kommenden wärmeren Jahreszeit entspricht.
Wirklich schön wäre es, wenn sich mehr Menschen Gedanken über die Katastrophen machen würden, die ihre fanatische Artenfeindlichkeit für die Mitlebewesen auslöst.
Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters.
Wenn der/die GrünbetrachterIn nun anstelle von vorgegebener Sterilität einer naturentfremdeten Meinungsmache mal sein/ihr Augenmerk, Sinne und Interesse auf das Ganze Mögliche richten würde, dann müssten sie eigentlich ganz von selbst zu dem Schluss kommen, dass das Gewährenlassen von mehr Nicht-Mensch-Gemachtem auch im eigenen Garten eine unglaubliche Fülle von Interessen für djejenigen erschließen kann, der bisher an all dem vorbei gelebt haben!
The post Ich mag Löwenzahn! first appeared on Draussen unhergestreift.]]>In meinem Garten befindet sich vieles, was die Besitzer von Sterilgärten verständnislos als Abfall betrachten.
Solche Leute erkennen vermutlich nicht, dass im Garten Natur ablaufen kann. Und vor allem interessiert es sie erkennbar nicht, dass die schrecklichen Gärten, in denen zwischen einzelnen Pflanzen blanke Erde oder Mulch, allerschlimmsten Falls schwarze Plastikfolie zu sehen ist – wo also zwischen den gewollten Pflanzen die natürliche Flora ständig vernichtet wird, und wo fast nur Gewächse zu sehen sind, die den Insekten und anderen Tieren nicht den geringsten Nutzen bringen – dass diese Art von Gärten eine entsetzliche lebensfeindliche Wüste sind, wenn man sie mit den Augen der von Natur aus hier vorkommenden Lebewesen betrachtet. Da nützt es überhaupt nichts, wenn jemand sich auf der anderen Seite als Vogelfreund ausgibt und zwar drei Nistkästen aufhängt, vielleicht auch im Winter Futter streut, aber die natürliche Nahrungsgrundlage und die notwendige Struktur des Lebensraums der Vögel gnadenlos vernichtet.
Dabei kann jeder für die einheimische Fauna und Flora auf dem eigenen Grundstück ganz viel tun.
Weder Rasenschnitt noch Laub noch Baum- und Strauchschnitt oder andere pflanzliche Abfälle bringe ich auf die Grüngut-Sammelstelle. Dort bin ich noch kein einziges Mal gewesen. Das alles sind wertvolle Materialien, die man dem eigenen Grund auf keinen Fall entziehen sollte, finde ich. Mit Hilfe dieser so oft verkannten Produkte des eigenen Bodens kann man nämlich sehr viel tun, um nicht nur den Lebensraum für Garten-bewohnende Tiere erheblich zu verbessern, sondern auch dem Gartenboden vieles von dem zurückgeben, was ihm zuvor entzogen wurde. Die gängige Methode ist ja, das alles weg zu schmeißen und dann mit gekauftem Dünger das Pflanzenwachstum weiter aufrecht zu erhalten. Jedem, der versucht, nur ein wenig ökologisch zu denken, dreht sich da der Magen um. Absolut nicht ökologisch und aus gutem Grund mit Bußgeldern in nicht unerheblicher Höhe bedroht ist übrigens die immer noch viel zu oft gesehene Entsorgung von Grüngut irgendwo im Wald. Wer sich über die Auswirkungen solcher Unsitten und die Höhe der Bußgelder informieren will findet im Web reichlich Seiten, die das ausführlich behandeln.
Bei mir gibt es Reisighaufen, Laubhaufen, Laubstreu und Kompostierung.
Die Laubstreu unter Gebüsch und Hecken kann man sehr gut verbessern, indem man einen Teil des Rasenschnitts immer wieder fein darüber streut. Das ergänzt sich hervorragend und fördert die Zersetzung des Laubes. Es ist Kompostierung vor Ort. In und unter dieser gemischten Schicht fühlen sich Würmer und andere Klein- und Kleinsttiere wohl. So werden Flächen erzeugt, auf denen Vögel nach Nahrung suchen können. Sie finden hier auch dann noch etwas, wenn drumherum wegen beginnendem Frost oder Trockenheit schon eine gewisse Knappheit eintritt. Denn eine solche Schicht schützt den Boden natürlich auch bis zu einem gewissen Maß vor der Austrocknung.
Mit dem anfallenden Schnittgut von Bäumen und Sträuchern lassen sich hervorragend Haufen und Wälle aufschichten. Man kann diese behandeln, wie die bekannte Benjes-Hecke oder auch ein bisschen ergänzen, indem man selbst das eine oder andere Gehölz hinein setzt oder auch indem man sie mit Kletterpflanzen überwachsen lässt.
Ein solcher Wall, der im Lauf erstaunlich kurzer Zeit grün wird, ist nicht nur ein hervorragender Sichtschutz, viel besser als jede Hecke, sondern er bietet vor allem auch gute Nistmöglichkeiten und Verstecke für diverse Vögel, Insekten und andere Fauna. So haben in solchen Aufschichtungen bei mir Heckenbraunelle, Mönchsgrasmücke, Laubsänger, Rotkehlchen und weitere erfolgreich ihre Bruten aufgezogen. Und das obwohl hier wirklich sehr viele Katzen täglich unterwegs sind. Nicht dass jetzt jemand denkt, ich würde keine Katzen mögen, weil es mir nur um die Vögel ginge. Ganz im Gegenteil: ich habe lange selbst Katzen gehalten und was ich möchte, das ist zu zeigen, dass sich auch solche scheinbaren Gegensätze durchaus einvernehmlich verbinden lassen.
Die Zahl der Arten nimmt im Lauf der Zeit zu, wenn das Gesamtkonzept des Gartens langsam seiner Optimierung entgegen wächst. So ist in diesem Sommer zum ersten Mal ein Zaunkönig hiergeblieben, der sonst immer nur Wintergast war, und die ersten zwei Rotkehlchen-Bruten sind erfolgreich aufgezogen worden. Auch die Rotkehlchen waren sonst nur im Winter hier.
Im Laubhaufen legt sich beispielsweise der Igel gern sein Heim an. Bei uns hat es in allen Jahren Igel gegeben, manchmal auch Jungtiere. Zu sehen bekomme ich sie allerdings nur recht selten aber ich weiß mit Sicherheit, dass sie da sind. Denn ich habe mir irgendwann eine Fotofalle zugelegt, die auch bei Nacht Bilder macht.
Übrigens darf man die nur dort aufstellen, wo die Aufnahmen über den eingezäunten Bereich des Grundstücks nicht hinausgehen. Im Klartext: wer andere Leute aufnimmt, ohne dass diese deutlich darauf hingewiesen wurden, macht sich strafbar. Aber so mitten auf dem eingezäunten Grundstück, wo keiner was zu suchen hat, ist das kein Problem. Es ist wirklich interessant und kurzweilig, was man dann manchmal auf den Bildern sieht. So wüsste ich zum Beispiel nicht, dass hier etwa im Abstand von 4-7 Wochen ein Marder durchläuft. Einen Schaden hat er bei uns noch nie gemacht. Es ist ja auch bekannt, dass bei weitem nicht jeder Marder an Autos geht. Warum einige Exemplare das tun? Ich weiß es nicht. Dieser Marder ist jedenfalls nur gelegentlich hier, vielleicht liegt unser Grundstück im Randbereich seines Streifgebiets.
Um noch den Komposthaufen zu erwähnen: Auch der verrottende Haufen ist ein Lebensraum für diverse Klein- und Kleinstlebewesen. Der fertige Kompost enthält eine umfassende Palette an Hauptnährstoffen und Spurenelementen, die man so sicher nicht künstlich zusammenstellen kann. Daneben reichert er das Bodenleben auch noch mit nützlichen Bakterien und so weiter an. Alle organischen Materialien sind kompostierbar. Bei Rasenschnitt und ähnlich fein strukturierten Dingen muss man darauf achten, dass er etwas vermischt mit gröberen Pflanzenteilen verrotten kann, sonst gärt er mehr, denn er liegt zu dicht und dann entstehen im Inneren anaerobe Zonen. Wer weder Mäuse noch Ratten anlocken will, wirft auch keine Knochen und andere Reste von tierischen Nahrungsmitteln auf den Haufen, ausser Eierschalen. Ein guter Kompost mit funktionierender Rotte verbreitet einen eher angenehmen Geruch. Wirklich gut wird das Endprodukt nur, wenn der Haufen ab und an umgesetzt wird, um dem Sauerstoff Zutritt zu allen Bestandteilen des Haufens zu sichern.
Je mehr Gartenbesitzer mehr Natur auf ihren Flächen zulassen und fördern, umso artenreichere Biotope aus Menschenhand können auch im Bereich von Wohnsiedlungen entstehen.
Wie in anderen Artikeln in diesem Blog schon erwähnt, kann man auch versuchen, scheinbar gegensätzliche Gestaltungskriterien miteinander zu verbinden. Es ist ohne weiteres möglich, mit einheimischen Pflanzen Effekte zu setzen, Räume zu schaffen, ein ganz eigenes Ambiente und Harmonie zu erzeugen. Und wie ich es schon beschrieben habe: man kann in das Gesamt-Ding dann auch ohne weiteres noch ein paar exotische Akzente setzen, wenn man sich für so etwas interessiert oder begeistern kann.
Ist das alles nicht ungleich reizvoller als ein Grundstück nur mit bloßen Farbeffekten, gleichförmigem Rasen und öden Koniferen auszustatten?
Der vordergründige Eindruck des Vewilderten und Verwucherten im Garten, dem der unbefangene Beobachter das Gelenkte und Gesteuerte erst beim zweiten Blick so richtig anmerkt, bleibt für mich jedenfalls die Voraussetzung, um mich auf einem Grundstück wohl und zufrieden fühlen zu können. Das hinzubekommen wird mir sicher auch in unserem nächsten Garten gelingen. Übrigens ist etwas Moos bei vielen Vögeln ein beliebtes Material zum Nestbau…
Eins möchte ich noch erwähnen: wenn ich anhand der fliegerischen Aktivitäten sehe, dass Vögel im Reisighaufen, in der Hecke, im Gebüsch oder Efeu offenbar ein Nest bauen, dann sehe ich zu, dass ich dort nicht mehr direkt hingehe, sondern 2-3 Meter Abstand halte. Die Zeit, bis die Jungen flügge werden, ist wirklich nicht sehr lang. Wenn die Brutvögel von sich aus eine oft belaufene Stelle auswählen – bitte schön, dann stört es sie wohl nicht. Bei uns war das mehrfach der Efeu direkt am Garagentor (mal Laubsänger, mal Rotkehlchen). Und bei allem Reiz den es vielleicht hat: auch bei den bodennah brütenden Arten mache ich kein einziges Foto am Nest. Das wären Störungen, die man „seinen“ Vögeln wirklich nicht antun muss. Das eigentlich Schöne ist doch, wenn man später sieht, dass die Jungvögel gesund und munter das Nest verlassen haben!
The post Reisighaufen, Laubhaufen und Tiere im Garten first appeared on Draussen unhergestreift.]]>Leider sehen die meisten Gärten geradezu schrecklich steril aus, denn bei der Anlage wird offenbar nach drei Kriterien gehandelt: optische Effekte, kein Wildwuchs und möglichst wenig Pflege, die zur Erhaltung der sterilen Unnatur erforderlich ist. Das Ganze geht auf Kosten von Natur und insbesondere auch der Tierwelt im Garten. Eine ansprechende Umgebung mit wenig Pflegeaufwand lässt sich aber auch deutlich naturfreundlicher erreichen.
Seit Jahrzehnten versuche ich Natur im Garten zu haben und trotzdem ein paar exotische Pflanzen zu integrieren, die mich aus irgendwelchen Gründen ansprechen – einfach so von ihrem Wesen als Pflanze her. Manchmal scheint das ein gewisser Gegensatz zu sein, aber es ist durchaus möglich aus diesen Komponenten ein harmonisches Ganzes zu erschaffen. Dadurch bietet das Grundstück sowohl Lebensmöglichkeiten für Insekten, Vögel, Igel und andere Tiere wie auch Standorte für einheimische Wildpflanzen und die Möglichkeit, einen kleinen Spleen mit Exoten zusätzlich auszuleben. Die „Ausländer“ müssen dabei nicht unbedingt nur schief angesehen werden, was ihre Nutzbarkeit durch die Fauna unserer Breiten angeht.
Grundsätzlich gebe ich der Fläche nur eine Unterteilung, forme also die Linien der Gestaltung, pflanze so etwas wie eine Grundlage und lasse ansonsten durchaus zu, dass sich andere Pflanzen von selbst einfinden. In finsteren Tagen der Vergangenheit gab es Leute, die solche Pflanzen als Unkraut abgetan haben. Naja – leider nicht nur in der Vergangenheit…
Dabei haben einheimische Pflanzen oft einen großen Reiz, auch was die Optik betrifft, die sie verbreiten, und das Wesen, das sie ausstrahlen.
Da ist zum Beispiel der Wasserdost, eine Pflanze, die für ganz viele Insekten, auch Schmetterlinge eine beliebte Nektarpflanze ist. Er wächst von Natur aus bei uns an vielen Stellen draußen, gern auch im Wald. Wie der Name schon vermuten lässt liebt er eher frische Böden. Bei mir im Garten hat er eine stattliche Größe erreicht und sieht mit Sicherheit mindestens ebenso dekorativ aus wie irgendein teures Kraut aus dem Gartencenter.
Gleiches gilt für den Blutweiderich, der von Natur aus vor allem Gewässern und anderen feuchten Stellen vorkommt.
Eine ganz besonders dekorative Pflanze aus der einheimischen Flora ist für mich die Wilde Karde. Auch sie ist selbstverständlich für Insekten, besonders Hummeln, eine große Freude.
Und so lassen sich doch viel mehr Pflanzen entdecken. Harmonisch zu meinen exotischen Bananen finde ich zum Beispiel den Huflattich mit seinem riesengroßen Blättern, die er bekommt wenn er genug Wasser und Nährstoffe im Boden findet. Am Huflattich mag ich auch die Blüten, denn diese kommen mit als allererste nach dem Winter hervor und zeigen an, dass es doch wieder aufwärts gehen wird.
Eine bodendeckende Pflanze, der ich gern die Ausbreitung erlaube, ist der Gundermann oder die Gundelrebe. Sie ist eine der wertvollsten einheimischen Heilpflanzen, die ich kenne. Gerade eben habe ich einen kleinen Becher Tee aus der Gundelrebe getrunken, die unter dem Fenster meines Arbeitszimmers wächst. Sie hat vielfältige Wirkungen, die zu beschreiben einen eigenen längeren Artikel ohne weiteres rechtfertigen würde.
Diesen Artikel könnte ich ohne weiteres noch weiter ausdehnen – Beifuß, Malve, Fingerhut, Günsel, Salomonssiegel, Goldfelberich, Schöllkraut …. – diese und etliche andere leben auch in unserem Garten. Aber ich denke, um zu erklären, wie ich das Zusammenleben von Pflanzen aus der Region mit einigen Zugereisten sehe und als Anregung zu eigener Fantasie, selbst mit den regionalen Wildpflanzen zu experimentieren, dürfte diese kleine Zusammenstellung vollkommen ausreichen.
Eines möchte ich unbedingt noch erwähnen: die schrecklichen Laubsauger und Laubgebläse morden alljährlich Millionen oder Milliarden Insekten, Krebstierchen, Spinnen usw, die in erschreckenden Maße immer weniger werden. Also bitte kaufen Sie sowas nicht oder verschrotten sie diese Dinger, wenn Sie sie schon haben sollten. Sie machen sonst in großem Ausmass zunichte, was durch naturfreundliche Pflanzenauswahl gefördert wurde!
The post Einheimische Wildpflanzen im Garten first appeared on Draussen unhergestreift.]]>Eine andere Gruppe von Pflanzen, die ich besonders anziehend finde, sind die Kletterpflanzen. Sie schaffen eine Atmosphäre, die etwas Wildes und Verwuchertes, Verwunschenes an sich hat. Das ist es, was mich daran anzieht. Immerhin sind für mich verwilderte Gärten deutlich attraktiver als penibel gepflegte ornamentale oder auf Farbeffekte bedachte und nach menschgemachten Maßstäben aufgeräumte Künstlichkeit. Ich präzisiere: die nach den letztgenannten Kriterien angelegten und gärtnerisch gepflegten Gärten finde ich einfach nur abstoßend.
Ein gewisses Ausmaß an kletternden Ranken hilft folglich, das Wildnishafte hervorzubringen, was für mich draußen so anziehend ist. Im Garten unseres Hauses wachsen also auch verschiedene rankende Pflanzen.
Da ist etwa die einheimische wilde Waldrebe, Clematis vitalba, die wüchsigste Liane Mitteleuropas. Die Wildformen der Waldreben sind deutlich vitaler als die großblütigen Hybriden, mit denen ich auf die Dauer niemals Glück hatte. Wahrscheinlich sind die für jemand, der pflanzt und dann gewähren lässt, einfach zu pflegebedürftig. Bin mal gespannt, ob ich diese wilde Clematis auf dem zukünftigen Grundstück auch zum Wachsen bekommen werde, denn eigentlich bevorzugt sie ein eher mildes, maritim bis sogar submediterran beeinflusstes Klima – wir werden aber etwas kontinentaler gelegen sein, wenn auch nur einen kleinen Tuck. Aber man kann ja oft staunen, welch kleine Unterschiede in den Standortbedingungen bei Pflanzen schon große Auswirkungen haben. Auch hier gilt sicher: Nur Versuch macht wirklich klug!
Eine andere Waldreben-Wildform, die ich vor drei oder vier Jahren gepflanzt habe, ist die Clematis montana. Die hatte ich mal an zwei totgefrorene Phyllostachys aurea, Bambusse also, gesetzt, um diese “neu zu beleben”. Bevor ich etwas wegreiße, fällt mir meistens irgendwas ein, was ich stattdessen versuchen könnte. Die beiden Clematis Montana haben Fuß gefasst und die eine hat sich kräftig ausgebreitet. Sie überwuchert nicht nur die trockenen Bambus-Strünke sondern ist auch in eine Lawson-Zypresse hieingewuchert, die frei als Baum wächst, anstatt als Heckenpflanze gestutzt zu sein. Zur Blütezeit ein toller Anblick – und danach durch das Laub ebenfalls.
Natürlich habe ich auch die bekannte Ranke, die zu der Kategorie der Geister, die man ruft und dann nicht wieder los wird, gehört: Fallopia baldschuanica, den Schlingknöterich. Dieser wilde Zeitgenosse aus Asien sieht mit seinen weißen Blüten ebenfalls wirklich attraktiv aus und schafft es mit seinem ungestümen Wachstum, in kürzester Zeit alles mögliche zu überwuchern. Das fasziniert mich natürlich in der gleichen Weise wie ich es bei den Bananen schon mal beschrieben hatte.
Ein weiteres kletterndes Gewächs hier ist das einheimische Waldgeißblatt, Lonicera periclymenum. Die skurril anmutenden Blüten dieser Pflanze duften in erster Linie nachts und sind Anflugpunkte und Nektarquelle für verschiedene Nachtfalter. Auch zwei oder drei andere Lonicera-Arten wachsen bei uns in einer Hecke.
Ein Ausländer aus Nordamerika ist die Pfeifenwinde, Aristolochia macropylla. Diese Art bildet durch ihren dichten Wuchs gern ein Blätterdach mit teilweise recht großen Blättern. Daneben haben die namensgebenden Blüten trotz ihrer unscheinbaren grünen Farbe ein sehr attraktives Äußeres. Sie braucht Zeit, um anzuwachsen. Aber dann fängt sie an zu wuchern. Wenn sie am richtigen Platz stehen werden diese Lianen locker über 10m in die Höhe klettern.
Jetzt fällt mir noch ein: eine Clematis-Art habe ich noch nicht erwähnt, nämlich die Clematis tangutica, die mongolische Waldrebe. Sie wird zu Recht auch Goldglöckchen genannt, denn die gelben Blüten sehen genau so aus. Bei mir wächst sie hoch in eine gekappte Omorika-Fichte hinein und sorgt so an einer äußeren Seite des Grundstücks für Sichtschutz.
Nicht fehlen darf natürlich der Efeu. Er lebt bei mir als einheimische Wildform, Hedera helix, und als so genannter irischer Efeu, Hedera hibernica oder auch Hedera helix hibernica genannt. Hibernica ist etwas empfindlicher, was eisige Kälte angeht, aber er wächst schneller und mit größeren Blättern als das einheimische Original.
Damit habe ich im wesentlichen die Kletterpflanzen kurz erwähnt, die zum Gesamteindruck und Lebensraum dieses Grundstücks beitragen und natürlich auch viele Verstecke und Nistmöglichkeiten für Vögel sowie durch ihre Blüten Nahrung für allerlei Insekten bieten.
Ach so: den Hopfen habe ich noch ganz vergessen! Er kommt bei mir in zwei Arten vor, nämlich als japanischer Hopfen und als einheimischer (allerdings Kultur-)Hopfen. Die Hopfen-Pflanze stirbt jedes Jahr in ihren oberirdischen Teilen komplett ab und treibt im Frühjahr in ungeheurer Geschwindigkeit neue Ranken aus. Die vertrockneten Triebe räume ich niemals weg, denn meine Hopfenranken sorgen mit dafür, dass Hecken dichter werden. Wenn man ihn an irgendwelchen Rankhilfen am Hause hält, wäre es wahrscheinlich sinnvoll, im Winter die abgestorbenen Ranken zu entfernen. Für mich kommt das bei dieser Verwendung im Sichtschutz-Bereich natürlich überhaupt nicht infrage: denn gelobt sei hier was dicht macht!
The post Kletterpflanzen first appeared on Draussen unhergestreift.]]>Eigentlich war der vorherige Artikel zu den Bananen noch etwas unvollständig. Daher trage ich hier noch ein bisschen was nach zu dieser meiner Macke. Nach wie vor sind es die enorme Wüchsigkeit, das leicht subtropische Flair und die im Lauf der Zeit imposante Gesamterscheinung dieser Stauden, die mich daran anziehen.
Musa sikkimensis soll ja fast so frosthart sein wie Musa basjoo. Darum werde ich sie im nächsten Jahr auch „freilassen“, in dem ich sie aus ihrem Kübeldasein entlasse und auspflanze. Die Darjeeling-Banane, wie man sie auch nennen kann, wenn man sich nicht des botanischen Namens bedienen will, hat ein etwas anderes Erscheinungsbild als die japanische Faserbanane (M. basjoo). Außerdem habe ich eine Sorte mit leicht bunten Blättern. Die Gesamterscheinung ist nicht ganz so buschig, zumindestens bei meinem Exemplar, und die Blätter werden bisher jedenfalls nicht ganz so riesig.
Meine Pflanze habe ich aus einem Samenkorn gezogen, das ich im Baumarkt gekauft habe. Es ist bereits der zweite Versuch, die erste Sikkimensis war mir leider nach ungefähr einem Jahr „tödlich verunglückt“. Die aktuelle erlebt inzwischen ihren vierten Sommer. Im ersten und zweiten Winter hatte ich sie in meinem Arbeitszimmer. Die (Heizungs-)Luft dort ist ihr nicht gut bekommen und sie musste sich dann draußen erst mal erholen. Im dritten Winter habe ich sie zwischen Tiefgarage und Draußensein hin und her gerückt, wie im vorigen Artikel kurz beschrieben.
Jetzt scheint sie richtig ins Wuchern zu kommen. Daher denke ich, dass es an der Zeit ist, ihr einen Platz im Garten auszusuchen. Allerdings wird das nicht auf unserem derzeitigen Grundstück sein, denn wir ziehen um und haben dann einen anderen Garten ums Haus, der in großen Teilen völlig umgestaltet werden muss. Ich werde mir überlegen, ob das Auspflanzen in diesem Herbst noch passieren soll oder erst im kommenden Frühjahr. Dann werde ich sie angesichts der jetzt erreichten Größe wahrscheinlich ausnahmsweise mal in einer Gärtnerei überwintern lassen.
Ebenfalls zum Auspflanzen habe ich mir eine junge Musa basjoo ausgegraben und in einen Kübel gesetzt. So kann sie mitreisen und ich kann meinen Bananenspleen im neuen Grundstück von Anfang an weiter pflegen.
Nicht mitreisen wird die rosa Zwergbanane Musa velutina, deren Herkunft übrigens unterschiedlich angegeben wird, nämlich aus Afrika, speziell Kenia, in manchen Quellen auch aus Indien. Sie wächst hier ja bereits ausgepflanzt und hat in den letzten Tagen plötzlich an Schub gewonnen. Vielleicht steht sie doch am richtigen Platz auf jeden Fall bleibt diese Pflanze hier und wenn ich wieder eine haben möchte, dann werde ich mir nächstes Jahr eine neue Jungpflanze besorgen.
Die Bilder in diesem Artikel sind wie immer in diesem Blog durch Anklicken im neuen Tab zu vergrößern.
The post Bananenstauden – noch ein paar Bemerkungen und Bilder first appeared on Draussen unhergestreift.]]>Lange habe ich nichts mehr zu den Bananen in unserem Garten geschrieben. Darum, auch für Euch liebe E-Mail-Schreiber, werde ich das jetzt einmal nachholen. Dadurch, dass der alte Draußen-Gesehen-Blog nicht mehr online ist, sind ja auch die älteren Beiträge mit vielen Bildern alle futsch.
Zur Zeit verfüge ich über drei Bananen-Arten: Musa basjoo, Musa sikkimensis und Musa velutina. Die erste und letzte sind frei ausgepflanzt, die Sikkimensis lebt im Kübel.
In erster Linie möchte ich hier ein paar Bilder zu Musa basjoo posten. Sie hat inzwischen eine stattliche Größe erreicht. Außerdem wächst sie in mehreren Trieben nach oben. Was ich wegen mehrerer Anfragen vor allem zeigen möchte ist, wie ich sie durch den letzten Winter gebracht habe.
Dieser Winter 2014/15 war ja recht mild verlaufen. Daher hat sie ihn auch sehr gut überstanden und die Scheinstämme sind auf etwa 1,60 m erhalten geblieben. Leider folgten dem milden Winter ein kühler Mai und ein ebenso kühler Juni. So kam es, dass der Austrieb in diesem Frühling recht langsam vor sich ging und dass die gewohnte Masse jetzt in der Mitte des Monats Juli noch nicht erreicht ist. Außerdem hatte ich natürlich gehofft, dass angesichts der milden Wintertemperaturen und des frühen Austriebs in diesem Jahr mal ein paar kleine Bananen entstehen könnten. Das hat der bisher so typisch deutsche Sommer leider nicht zugelassen.
Dem Temperaturverlauf entsprechend habe ich natürlich auch weniger Dünger gegeben. Den hätte sie schließlich gar nicht verwerten können. Außerdem habe ich nicht so sehr auf Masse gedüngt, sondern eher auf Blüte. Aber ohne Sonne und Wärme wird das nun mal nichts bei Bananen.
Aber ich bin mit der Überwinterung so zufrieden, dass ich hier ein paar Bilder reinstellen möchte, die zeigen, wie ich in diesem Jahr den Winterschutz gehandhabt habe. Bis in den Dezember hinein habe ich sie nur halb eingepackt und sogar die Blätter sind teilweise erhalten geblieben. Erst Mitte Dezember habe ich den Winterschutz vervollständigt. Die Bilder davon sind aber am Ende der Winterzeit „nachgemacht“ worden. Daher muss ich noch ergänzen, dass zu dem gezeigten Winterschutz mit Vlies und 240-l-Folientüte auch noch Koniferenzweige verwendet wurden, die in das Vlies mit hinein gesteckt wurden und dass die Abdichtung unten mit Rindenmulch so beibehalten wurde wie sie auf dem Bild vom Dezember zu sehen ist. Die Zweige wurden so eingebaut, dass zwischen den einzelnen Scheinstämmen und dem Vlies Zweige waren und auch die Hohlräume zwischen den Stämmen mit ein paar grünen Zweigen ausgefüllt waren.
Auf diese Weise war ein gewisser Winterschutz gegeben und trotzdem noch Luft innerhalb des Schutzes. Nach meiner Erfahrung ist es wichtig, dass die Bananen nicht zu fest eingepackt werden, weil sie sonst zu Fäulnis neigen und dann hat man im Frühjahr zwar nicht erfrorene aber dafür verfaulte Stämme des letzten Jahres.
Man muss immer ein gewisses Fingerspitzengefühl entwickeln, wenn es um Pflanzen geht. An milden und trockenen Wintertagen mit Plusgraden habe ich meist die Folientüte abgezogen und eventuell das obere (grüne) Vlies entfernt, um Luft in den geschützten Raum hinein zu lassen.
Wäre nur das Frühjahr und Frühsommer wärmer gewesen…. Naja, man bekommt eben meist nicht Alles.
Musa sikkimensis, die in einen Kübel gesperrt ist, habe ich beim ersten Frost ebenfalls ihrer frostgeschädigten Blätter beraubt. Dann habe ich sie an frostigen Tagen und Nächten in eine Kellergarage gestellt und bei Frostfreiheit wieder hervorgeholt. Ganz schöner Aufwand, auch wenn es jeweils nur ein paar Handgriffe sind. Aber immerhin ist so ein Kübel ganz schön schwer. Diese Methode hat auch wunderbar funktioniert. Die Banane hat früh und kräftig ausgetrieben.
Musa velutina ist noch recht klein, ich habe sie ähnlich überwintert wie basjoo. Aber ich habe langsam den Eindruck, dass ich sie in der nächsten Vegetationspause gelegentlich umpflanzen sollte, sie scheint sich nicht wirklich wohl zu fühlen an ihrem jetzigen Standort.
Soweit also die verbalen Erklärungen, den Rest zeigen sicher die Bilder.
Wer Freude an Pflanzen hat, denen man in der Vegetation beim Wachsen täglich zusehen kann, dem kann ich einen Versuch mit Musa basjoo, der japanischen Faserbanane nur empfehlen. Natürlich nur, wenn man auch Exoten in seinem Garten haben mag.
Also dann: viel Spaß mit den eigenen ausgepflanzten Bananenstauden!
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Es bringt nichts, wenn ich jetzt alles noch einmal von vorne aufzähle. Aber ich kann noch etwas verraten: Ich habe es nie bereut, damals so total mit der Jägerei aufgehört zu haben. Im Gegenteil: Diese Entscheidung bedeutet für mich ein GROSSES PLUS an Zufriedenheit. Eine Steigerung wäre für mich, meinen Fleischkonsum nicht nur, so wie jetzt schon seit Langem, stark reduziert zu haben, sondern es zu schaffen, vollends zum Vegetarier zu werden. Ich arbeite dran. Kein Mitgeschöpf mehr töten zu müssen tut einfach gut – und ebenso das Bewusstsein, dass andere das ebenfalls nicht, bis jetzt noch immerhin weniger müssen, damit ich das Fleisch von Lebewesen mit einem klar erkennbaren emotionalen Empfinden essen kann.
Die Beschäftigung mit lebendigen Tieren, das Sich-Hineindenken in das Anders-Sein von Lebewesen und das ständige Verbessern des eigenen Umgangs mit den Tieren ist für mich ein ungleich reizvolleres Tun. Auch die Beobachtung, das Erleben auf Entfernung könnte man sagen, übt diesen Reiz auf mich aus, so dass ein Tier nicht unbedingt zahm sein muss, damit ich mich von ihm angezogen fühle. Nicht reizvoll ist für mich die Vervollkommnung des Wissens über Tiere, um das Tierverhalten mit dem Ziel zu nutzen, ein immer erfolgreicherer Töter freilebender Wildtiere zu werden.
Ein Schuss ist nicht nur brutal laut, er ist auch von brutaler Wirkung. Nie werde ich die verstehen, die sich dafür begeistern können. Ich bin nun mal gewaltfrei veranlagt und das passt nicht zum fortgesetzten Gebrauch dieser Schießprügel.
Ziemlich am Anfang meiner Artikelreihe über Jagd und Jäger habe ich mich über die Erwartung etablierter Jäger ausgelassen, dass man einem bestimmten Erscheinungsbild entsprechen soll, was die Klamotten betrifft. Wahrscheinlich hat das manche Leser amüsiert, einige werden gedacht haben »der tickt nicht ganz richtig« und weitere werden denken »warum zieht der sich an sowas hoch«.
Nun, ich ziehe mich nicht an etwas hoch. Diese Nebensächlichkeit sehe ich als Symptom, denn sie war vielen Jägertypen viel mehr Energieeinsatz wert als eine Diskussion über die Sache selbst, die öfters auch gern rechthaberisch, unflexibel und ohne Eingehen auf andere oder neuere Ansichen in barschem Ton beendet wurde.
Das, was mich daran stört, das ist das Verlangen, jemandem auf diese Weise Vorschriften bis ins Kleinste machen zu wollen. Für mich ist dieses kleinkarierte »Sie haben einen Hut zu tragen« Teil einer Konditionierung. Die gleiche Konditionierung beinhaltet es, wenn man an irgendwelchen überkommenen Ritualen und Anschauungen festhalten soll, die von der Zeit längst überlebt wurden. Beides sind gleichermaßen Elemente einer Strategie, die zur Aufgabe eigener Ideen führen soll und das Individuum steuerbar, von andren beherrschbar machen und seiner Selbstbestimmtheit berauben soll. Das ist meine Überzeugung, wenn ich mit so etwas konfrontiert bin. Und dies ist genau das, was mich abstößt. Eben auch an dem Hutzwang.
Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn es jemandem gefällt, so herumzulaufen, wie es ihm von anderen vorgemacht oder meinetwegen auch vorgegeben wird. Wenn jemand das aus freiem Willen so will: Bitte schön!
Ich habe aber alles dagegen, wenn das von Jedem zwanghaft gefordert wird. Denn das erzeugt eine Atmosphäre der Unfreiheit, der Unterdrückung des individuellen Denkens und Handelns. Dieser subtile Zwang greift dann – wie anderswo auch, wenn diese Methode angewendet wird – fast unmerklich immer weiter um sich. Bis man einen Haufen Leute kreiert hat, die gleichermaßen im Wesentlichen das Gleiche behaupten und ohne Zögern verteidigen. Dadurch werden die Inhalte aber nicht um 1 mm wahrer. Und dieses Gesamtpaket der Bevormundungsversuche ist eben auch etwas, was mich während meiner Zeit bei der Jägerei unglaublich abgestoßen hat.
Dass es diese subtile Einflussnahme mit Zielsetzung auf das Festhalten an überkommenen Vorstellungen heute noch gibt, das kann man ganz augenfällig genau jetzt beobachten. Und zwar überall da, wo es Bestrebungen gibt, die Jagdgesetzgebung zu modernisieren und sie dem aktuellen Erkenntnisstand und den Vorgaben des EU-Rechts anzupassen.
Da wird sich kollektiv wirklich mit Händen und Füßen gewehrt. Man will weiter Füchse schießen, egal wie unsinnig das auch ist. Man will weiter auf Enten schießen und das mit Sicherheit nicht nur mit bleifreier Munition. Man will weiter daran festhalten, dass Grundeigentümer nicht selbst bestimmen dürfen, ob auf dem eigenen Grundstück jemand jagen darf oder nicht. Usw., usw., wie bereits dargestellt.
Mich erinnert die Art und Weise, wie da teilweise von jägerischer Seite reagiert wird, oft an ein paar Angstbeißer, die sich nicht die Zeit nehmen, die wahre Situation erst zu erkennen und danach zu reagieren.
Die Zeichen der Zeit sollen ignoriert werden, ist mein Eindruck. Die gehen nämlich dahin, dass die Widerstände gegen jägerische Selbstherrlichkeit, gegen die Trophäenjagd, die Lustjagd und die ökologisch/zoologisch unsinnige Jagd immer mehr zunehmen. Mal ganz abgesehen davon, dass ein ständig höherer Anteil von Menschen die Tötung von Tieren generell ablehnt, egal wie naturkonform sie auch sei.
Es gibt mehrere Ergebnisse von Befragungen durch seriöse Meinungsforschungsinstitute, die belegen, dass eine Mehrheit der Bevölkerung die Jagd nicht mehr akzeptiert, dass sie im Extremfall gar nicht akzeptiert wird, oder eben in dieser Form für überarbeitungsbedürftig gehalten wird.
Immerhin gibt es nur deutlich weniger als ein halbes Prozent Jäger in der Einwohnerschaft Deutschlands.
Diese 0,4% nehmen für sich in Anspruch, dass die Lust zu jagen, Tiere zu erbeuten, zu töten, ein menschlicher Grundzug sei, den man einfach ausleben müsse. Sie stellen ihren Jagd- und Tötungstrieb als normal hin. Sogar in öffentlichen Medien.
Und was sind dann die 99,6 % Nichtjäger? Ich dachte immer, dass als »normal«, wenn man dieses Wort im Zusammenhang mit Menschen überhaupt benutzen will, die breite Masse angesehen wird und nicht die winzige Minderheit.
Von dieser Minderheit lasse ich mir gerne nachsagen, dass mir etwas fehle, weil ich einfach keine Jagdpassion habe, mich von lebendigen Tieren angesprochen, ja magisch angezogen fühle und gewiss keine Lust zum Töten egal welches dieser Lebewesen habe.
Mehr als einmal war ich nahe daran, zum Vegetarier zu werden, in erster Linie aus dem Gefühl der Verbundenheit mit den Tieren heraus, solange sie leben und aus dem abstossenden Erleben der Tötung durch Jagd oder Schlachtung, mal ganz abgesehen davon, unter welch shrecklichen Bedingungen die allermeissten zu Schlachtung aufgezogenen Tiere ihr kurzes Dasein fristen müssen. Gehindert hat mich letztlich die Überzeugung, dass es durch Jahrhunderttausende, in denen Menschen und deren Vorfahren Fleisch gegessen haben, zu einer Anpassung des Organismus an diesen Nahrungsbestandteil gekommen sein muss, der doch für die Versorgung mit manchen essentiellen Inhaltsstoffen eine entscheidende Rolle spielt – und: es schmeckt mir dann nach einiger Zeit natürlich manchmal immer noch.
Allerdings hat es nach Jagd- oder Schlachtetagen manches Mal mehrere Tage gedauert, bis ich Fleisch wieder mit Appetit essen konnte. Die Natur kennt menschliche Bedenken und Gefühle solcher Art nicht. Sie regelt die Existenz der verschiedenen Lebensformen emotionsfrei, ebenso die Beziehungen der Arten untereinander. Man sollte die Vorgaben dieser Natur, der alles Leben, auch das eigene, nun mal sein Dasein verdankt, nicht einfach ignorieren, finde ich. Das könnte eventuell schlecht enden. Das Grundprinzip vom Fressen und Gefressenwerden ist auch heute noch das, was über den Fortbestand oder das Ende von Lebewesen entscheidet. Bei allem Hingezogensein zum Tier als Mitlebewesen darf man das alles meiner Ansicht nach nicht völlig vergessen oder ignorieren.
Übrigens ernährt man sich auch vegetarisch von Lebewesen, deren Wachstum und weiteren Lebensvorgänge mit dem gleichen zellbasierten und gen-gesteuerten Grundprinzip gelenkt werden wie die der Bakterien, Pilze und Tiere einschließlich des Menschen. Alle Lebewesen, inclusive der Pflanzen, sind also nur diverse Ausprägungen ein- und desselben Phänomens, nämlich des Lebens als Solches. Immerhin hat man auch mit der Tomate, die man isst, noch an die 50 Prozent Gleichheit im Genbestand. Gewiss miteiander verbunden, verwandt, verwoben ist also alles Lebendige.
Man kann darüber ruhig auch mal nachdenken, z. B. wenn man eine lebende Kartoffel schält oder mit Pelle in einen Topf mit Wasser wirft, das man dann brutal zum Kochen bringt, andere Pflanzen in lebendem Zustand in seinem Mund zerkaut…. und gleichzeitig überlegt, den Verzehr nicht mehr lebenden Fleisches abzulehnen. – Das Problem bleibt diffizil und für mich nur schwer lösbar.
Sicher bin ich allerdings, dass emotionale und eher philosophische Bedenken dann keine Rolle mehr spielen, wenn Menschen echten Hunger leiden müssen, es um das eigene Leben oder Nichtleben geht. Ein Zustand, den die wohlversorgten Bürger in den sog. Westlichen Ländern nicht mehr kennen. Das ist mal ein Positivum an der mir eigentlich so unsympatischen Hyperzivilisation. Ich bin gewiss, dass die ideologischen Nicht-Fleischesser sich in so einer schrecklichen Lage selbst nicht mehr wiedererkennen würden.
Meine Überzeugung ist allerdings auch, dass die Jagd bereits in Urzeiten aus purer Not, wegen akuten Nahrungsmangels und nagenden Hungers eben, entstanden sein muss und nicht aus ominösen inneren Trieben zum Jagen und Töten heraus, die der Menschheit nach Jägeransicht angeblich von Natur aus zu Eigen sein sollen. Das mag es im Ausnahmefall vielleicht auch gegeben haben, wie es mit Sicherheit auch heute noch vorkommt.
Ansonsten spricht dieses Zahlenverhältnis doch für sich selbst, oder?
Das Schöne an einer Demokratie ist, dass am Ende die Mehrheit entscheidet. Dagegen kann sich auch eine noch so dickfellige Lobby nicht für alle Zeiten wehren. Auch nicht, wenn man die eigenen Behauptungen noch so effektvoll als die einzig richtigen darzustellen versucht. Schon dieses Ansinnen kann für Jeden, der schon mal selbst zu denken versucht hat, nur ein deutlicher Hinweis auf inhaltliche Zweifelhaftigkeit sein.
Wenn manche Leute meinen, dass es auch eine gesellschaftliche Seite bei der Jägerei gibt, dann haben sie wahrscheinlich recht. Wo gibt es die nicht. Aber in diesem Fall werden die gesellschaftlichen Veranstaltungen mit dem Leben und teilweise der Qual Tausender von Tieren bezahlt. Getötet oder verletzt werden sie aufgrund irgendwelcher Events, Üblichkeiten oder Gefälligkeiten und Geschäftsverbindungen. Und das kann kein ausreichender Grund sein, um zu jagen und Tiere zu töten.
Diese Ansicht lasse ich mir einvernehmlich mit vielen Anderen ganz bestimmt nicht nehmen.
Ich fühle mich darin auch bestätigt durch die Abschaffung der traditionellen so genannten Diplomatenjagd, die die derzeitige (rot-grüne) niedersächsische Landesregierung verfügt hat. Das ist doch ein brillanter, weil bespielgebender und öffentlich wahrgenommener Schritt weg von einer tier- und lebensverachtenden Grundeinstellung. Es führt zudem endlich weg von einer Gewohnheit, die ihren Ursprung letztlich in den Gepflogenheiten feudalherrschaftlicher Menschenausnutzer längst vergangener Zeiten hatte.
Und es beweist, dass es auch ohne das barbarische gesellschaftliche Relikt geht.
Manche führenden Ökologen und Zoologen vertreten heute sogar die Ansicht, dass es generell ganz ohne die Jagd geht. Auch in einer Kulturlandschaft wie in Deutschland. Den Einfluss der Jagd auf die freilebende Tierwelt nur mit traditioneller Jägerlogik zu betrachten ist gewiss eine sehr einseitige Denkweise. Die Logik, die sich auf Forschungsergebnisse stützt, steht für mich deutlich überzeugender da!
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die wunderbare Jägerherrlichkeit in naher Zukunft ganz drastisch beschnitten werden wird und dass aktuelle Erkenntnisse sowie auch dem Zeitgeist mehr entsprechende Kriterien umgestzt werden können.
Das kommen zu sehen ist – bei aller Akzeptanz der Jagd als natürlichem Bestandteil des Überlebens der Menschheit – aus meiner Sicht eine schöne Erwartung!
„Es wird die Zeit kommen, in welcher wir das Essen von Tieren ebenso verurteilen, wie wir heute das Essen von unseresgleichen, die Menschenfresserei, verurteilen.“
Leonardo da Vinci
(Universalgelehrter, Maler, Bildhauer, Genie und Visionär, 1452 – 1519)
Nachtrag in 2017, nach etlichen weiteren Erlebnissen und Gesprächen mit Jägern in verschiedenen Regionen (irgendwie laufen sie mir immer wieder über den Weg, ohne dass ich je danach suchen würde):
Was mögen das nur in ihrem Innersten für Menschen sein, die die Jagd vor allem ausüben, weil sie dadurch Freude, Jagdlust oder Wunscherfüllung empfinden können, dass sie anderen Lebewesen das Leben nehmen? Die sich tatsächlich mit Überzeugung einbilden “Natur regulieren” zu können? Die sich wohlfühlen in einer Atmosphäre des blutigen Tötens, die bei anderen nur Tristesse und Abgestoßensein hervorrufen kann? Niemals werde ich sie verstehen können. Der oft geäußerte und vielfach publizierte Gedanke, dass es sich bei dieser Freude um eine Erscheinung psychopathischer Art handelt, ist mir dagegen eher nachvollziehbar. – Das erklärt dann auch die verbreitete bornierte Nichtanerkennung der aktuellen Erkenntnisse aus Wildbiologie und Wildökologie, die belegen, dass die Jagd weitgehend verzichtbar ist und dass man der Natur nur Zeit lassen muss, damit sie sich wieder selbst reguliert und den (un)menschlichen Tötungswahn ad absurdum führt. Absurd per se ist gewiss die Idee, „Natur regulieren“ zu müssen, mit der die ständigen (Lust-)Tötungen von Tieren als Notwendigkeiten hingestellt werden. Was Menschen tun, kann niemals Regulierung, sondern nur eine schwere Störung der Abläufe im Zusammenwirken aller Lebensformen in der Natur sein. Aber wo die Lust am Töten und die Vorfreude auf das nächste Mal die bestimmenden Elemente sind, wo Kumpanei und markige Rituale zu Wichtigkeit, Priorität gar, und zu Zusammenrottungs- und Abgrenzungshintergründen erhoben werden, da sind sachliche Argumentationen und nüchterne Schlussfolgerungen ganz offensichtlich nicht erwünscht. Jäger sein? – NEIN DANKE! – Es würde mir das Schöne am Anblick des freilebenden Wildes und am Draussensein überhaupt heute wie damals vollkommen vernichten. Mal ganz abgesehen davon, dass ich aus Überzeugung zu denen gehöre, die eine weitgehend jagdfreie Natur für die idealste Lösung halten. Übrigens kann ich jedem, der es noch nicht tut, die vegetarische Ernährung nur empfehlen: Ich habe nach einiger Zeit festgestellt, dass man sich damit einfach fitter fühlt. Mal ganz abgesehen von der stillen Feude, die mir öfters der Gedanke macht, dass für mein Essen kein einziges Tierchen seines Lebens beraubt werden musste. – EINFACH IN JEDER RCHTUNG SCHÖN! |
1 Jagen? Warum eigentlich? – 2 Töten aus Lust oder Notwendigkeit? – 3 Hirsch tottrinken und anderes – 4 Katzen und neue Tierarten unerwünscht – 5 Wildarten-Durcheinander – 6 Jagd auf Füchse und als extensive Tierzucht – 7 Wildtiere, Wildschutz, Menschen, Jagd – 8 Abschreckendes von der Baujagd – 9 Hubertus von Lüttich, die Jägerei und ich – 10 Ueber Kraehen und andere Rabenvoegel – 11 Schadstoffe im Wild und Umweltschäden durch die Jagd – 12 Entscheidung gegen die Jagd in dieser Form – 13 Jagd unter Beschuss
*) Natürlich ist die Jagd hier im Raum Sprakensehl allgegenwärtig und die ständige Begegnung mit Jagd und Jägern so unvermeidlich wie überall in den Landschaften Europas. Im täglichen Leben mache ich, wenn’s so kommt, keinen Hehl aus meinen Ansichten, provoziere aber keine Konfrontation, die zu nichts führt. Denn ich möchte noch viele Jahre in Frieden draussen unterwegs sein und erwarte von den Jägern die gleiche Toleranz mir gegenüber, mit der ich auch weiterhin nicht absichtlich stören werde.
The post Jägerherrlichkeit unter Beschuss! – Jagd und Jäger Teil 13 first appeared on Draussen unhergestreift.]]>