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Frei lebende Flamingos in Deutschland

Autor , am 19. August 2011

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Hier suchen die Flamingos ihre Nahrung, indem sie das Wasser durchfiltern und die Kleinlebewesen verwerten.Nun habe ich sie endlich mal selbst gesehen: die Flamingos im Zwillbrocker Venn! Auch wenn die Hauptsaison schon vorbei war, ist mir dieses Erlebnis auch vorgestern noch eine längere Anfahrt wert gewesen.

Gelesen hatte ich schon vor mehreren Jahren über sie. Und natürlich war ich sofort interessiert. Denn gerade Flamingos gehören zu den Vögeln, die mich ganz besonders faszinieren, wenn auch auf eine ganz andere Art als die ähnlich großen Kraniche. Die rosafarbenen Vögel haben natürlich auch etwas mit einem gewissen Urlaubs-Feeling zu tun. Denn normalerweise sieht man sie in Südeuropa oder noch wesentlich ferneren Ländern.

Ich empfinde es als Ergänzung der einheimischen Tierwelt, diese Tiere hier zu sehen. Denn ich gehöre bekanntlich nicht zu den Leuten, die meinen, dass die heimische Natur auf keinen Fall um Arten aus anderen Regionen dieser Welt ergänzt werden sollte. So sind die Flamingos für mich ebenso eine Bereicherung wie die Nandus in Mecklenburg oder die Nilgänse und Türkentauben, die man bei uns so oft neben den einheimischen Arten draußen sehen kann. Und natürlich noch diversen Sonstigen. Im Übrigen sind auch viele weitere Tierarten vor langer Zeit bei uns eingewandert und gelten nunmehr als einheimisch. Man denke nur einmal an den Sperling, der im Zuge der Ausbreitung des Getreideanbaus aus seiner vorderasiatischen Heimat inzwischen in die ganze Welt gewandert ist.

In dem kleinen Videoclip kann man sehen, wie die Flamingos durch treten ihre Nahrung aufscheuchen, die sie dann aus dem Wasser herausfiltern.

Die deutschen Flamingos leben im Zwillbrocker Venn. Das ist nah an der holländischen Grenze in der Nähe des Ortes Vreden. Sie sind dort in den achtziger Jahren aufgetaucht und haben sich seitdem etabliert. Das heißt, es werden regelmäßig Jungtiere aufgezogen und es gibt bereits ganz spezielle Gewohnheiten, die diese Population entwickelt hat.

Die beiden links und rechts im Wasser haben eindeutig noch Flaumfedern, die anderen sind bereits befindet, haben aber noch nicht die typische Farbe.Die Brut findet im großen Teich im Venn statt. Die Vögel befinden sich etwa von März bis Juli hier, aber auch jetzt im August haben wir noch welche angetroffen. Es soll wohl auch einige Exemplare geben, die noch länger hierbleiben. Ansonsten ziehen die Vögel an die holländische Nordseeküste, um den Winter dort zu überstehen. Ist das nicht ganz erstaunlich? Da siedelt sich eine Vogelart aus fernen Ländern neu an und „erfindet“ in kurzer Zeit das Zugverhalten, das ihr Überleben in der neuen Umgebung sichern hilft.

Was sind das nun für Flamingos? Es handelt sich um Rosa-Flamingos, Chile-Flamingos und Kuba-Flamingos, von letzterer Art ist wohl nur ein Exemplar dort. Ins Zwillbrocker Venn sind sie nach der am meisten vertretenen Ansicht als entkommene Tiere aus Zoos oder Privathaltung gekommen. Die genaue Herkunft, welche Haltungen es waren, ist meines Wissens nicht geklärt oder sie wird nicht publiziert.

Es gibt einen Rundweg um das Flamingogebiet und außerdem drei Beobachtungstürme. Da die Hauptsaison bereits vorüber war, war es ziemlich erträglich dort und keine Stadtparkatmosphäre durch Besucheransturm. Ich befürchte aber, dass das in der eigentlichen Brutsaison anders sein könnte. Denn sonst wäre die eine Eisbude sicher nicht geschlossen gewesen.

Im Vordergrund sind eine Menge Kiebitze, dahinter Gaense, Enten Kormorane und ganz hinten auch drei Flamingos.Mit einem kurzen Umweg erreicht man auch das Informationszentrum der biologischen Station Zwillbrocker Venn. Dort kann man eine interessante Ausstellung betrachten. Wenn man sich Zeit nimmt, hat man die Möglichkeit, noch eine Masse Informationen aufnehmen, die bis hin zu Filmen reichen, die in unterschiedlicher Länge abrufbar sind. Der Besuch dieses Informationszentrums lohnt sich auf jeden Fall für alle, die sich für die Flamingos und die Geschichte der Landschaft interessieren.

Neben den Flamingos waren draußen auch eine Menge anderer Wasservögel und Watvögel zu beobachten. So konnte man einige Graureiher sehen, viele Wildgänse, mehrere Kormorane, viele Arten von Wildenten und eine große Ansammlung Kiebitze. Um nur einige zu nennen.

Alles in allem: ich denke, dass ich im kommenden Frühjahr noch einmal dorthin möchte, um die deutschen Flamingos vollzählig zu erleben. Auch wenn es niemals so viele sein werden, wie ich bereits in der Camargue gesehen habe, oder auch die Flamingos im Algarve.

Abgelegt unter Tiere

3 Reaktionen zu “Frei lebende Flamingos in Deutschland”

  1. J. Treep

    Schade dass es Ihnen offenbar nicht aufgefallen is dass während Ihrem Besuch sechs junge Flamingos im Venn anwesend waren. Deswegen waren auch noch einige erwachsene Vögel da. Inzwischen sind zwei der sechs Jungen aus dem Zwillbrocker Venn ausgeflogen.

  2. Flamingos im Algarve | Im Algarve

    […] von Tieren ab, die aus der Haltung von privaten Tierhaltern und aus Zoos entflogen sind. Ein Besuch im Zwillbrocker Venn, wo diese Tiere inzwischen brüten, wäre sicher eine reizvolle Tour. Interessanterweise […]

  3. Arno Schlick

    Sehr spannendes Thema! Danke für diese Infos!

    Da die letzten Winter in den Temperaturminima weniger scharf waren, bin ich nach diesem Winter 2011/2012 mal sehr gespannt, wie diese Tiere durch die harte Zeit gekommen sind. An der holländischen Küste muss es der härteste Winter seit 15 Jahren gewesen sein.

    Gruß,
    Arno Schlick

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