Draussen unhergestreift

Was mir draussen auffiel, einfiel oder passierte

Mäusebussarde

Autor , am 1. Dezember 2011

>

Gerade noch rechtzeitig habe ich ihn gesehen. Die Fluchtdistantz vieler Bussarde ist erstaunlich weit.Um diese Zeit sieht man Mäusebussarde, die sonst ihre Kreise am Himmel ziehen, oft irgendwo sitzen. Durchaus nicht nur auf Pfählen, Ästen, Hochsitzen, Bäumen oder auf anderen erhöhten Stellen, sondern auch unten am Boden im Feld oder auf einer Wiese. Manchmal sind es sogar mehrere auf relativ kleiner Fläche. Natürlich hängt das mit der Jahreszeit zusammen.

Der Mäusebussard lebt bei uns in fast jeder abwechslungsreichen Landschaft, die genug freies Terrain in Verbindung mit Gehölzen und Waldstücken bietet. Im Frühjahr und Sommer gehört der Ruf dieses Vogels in solchen Gegenden dazu wie die Sonne am Himmel. Das typische Flugbild mit den breiten und rund gefächerten Flügeln kann man häufig sehen. Diese Vögel finde ich immer schon faszinierend. Es sind nicht unbedingt die seltensten Arten, die die meiste Anziehungskraft auf mich haben. Unter den Greifvögeln kann man den Bussard vielleicht als so eine Art Allerwelts-Vogel ansehen. Er ist sehr anpassungsfähig und erbeutet die unterschiedlichsten Kleintiere als Nahrung. Auch wenn der Aas findet, sagt er nicht nein.

Er saß direkt am Wegesrand und ließ mich sehr nahe heran.Die Färbung der Bussarde variiert sehr stark. Ich wüsste nicht, dass es bei uns ein Wildtier gäbe, welches in ebenso vielen Farbvarianten vorkommt. Das finde ich anziehend. Und beim Bussard steht auch keine menschliche Regulierungs-Idee den unterschiedlichen Gefiederfarben im Weg. Wenn beim Rehwild oder Damwild abweichende Farben vorkommen, dann gibt es leider immer wieder Jäger, denen das nicht gefällt und die dann diese Tiere abschießen. Warum auch immer. Das Schöne an diesen Farbvarianten ist unter anderem, dass man in einem Gebiet, wo man sich öfter aufhält, die einzelnen Vögel auf Anhieb unterscheiden kann. So etwas macht einfach Spaß! Man begegnet einem solchen Tier fast schon wie einem guten Bekannten. Auch wenn die Bussarde im Regelfall nicht gerade zahm sind, sind viele gut zu erkennen. Die Färbung reicht von fast weiß bis tief dunkelbraun. Die Farbe der meisten Exemplare liegt irgendwo dazwischen. Einige wirken geradezu gescheckt, andere, und diese sind in der Überzahl, sind in der Farbverteilung gleichmäßig.

Man konnte gut beobachten wie er sich stueckchenweise zu Fuss fortbewegte und immer wieder etwas vom Boden aufnahm.Im Frühjahr und bis zum Ende der Aufzuchtphase besetzen Bussarde Brutreviere. Oft bleibt ein Paar mehrere Jahre im gleichen Revier. Wenn sie individuell genug gefärbt sind, kann man oft die beiden selben Vögel sehen wie im Jahr zuvor. Die meisten Mäusebussarde behalten auch lebenslänglich den einmal gewählten Partner. Sie finden sich in jedem Frühjahr aufs Neue zusammen. Aber zum Herbst hin werden die Reviere nicht mehr verteidigt. Jetzt sieht man die Bussarde nicht nur deshalb häufig irgendwo sitzen, weil die Bäume keine Deckung mehr bieten, sondern auch weil sie um diese Jahreszeit ein anderes Verhalten haben. Sie streifen nämlich in Trupps umher, die zwar nicht wie ein Schwarm zusammenhalten, aber auch wenn Sie oft weit voneinander entfernt sind, den Kontakt untereinander doch nicht verlieren. Zusätzlich zu den einheimischen Mäusebussarden sind jetzt auch etliche Vögel aus Skandinavien bei uns, die im kommenden Jahr wieder zurückfliegen, um zu brüten. Sicher bleibt der eine oder andere auch hier, wenn sich ein Brutrevier und ein Partner findet. Solche Migration soll auch bei anderen Spezies vorkommen, habe ich gehört… 😉

Leider sind die meisten Exemplare recht scheu.Manchmal sieht man Bussarde auf dem Feld herumlaufen und gelegentlich picken. Sieht irgendwie aus wie ein Huhn, das auf Futtersuche ist. Und genauso ist es auch. Denn Bussarde scheuen sich nicht, auch Regenwürmer, Insekten und anderes aufzunehmen, wenn gerade wenig Mäuse verfügbar sind. Ansonsten trägt der Mäusebussard seinen Namen zu Recht, denn um die 70 % seiner Nahrung besteht aus Feldmäusen. Er ist also ein Vogel, der Leuten, die über Tiere so denken, als nützlich gelten kann. Umso unverständlicher, dass es immer wieder Vorfälle gibt, bei denen versucht wurde, Mäusebussarde zu töten. Sie schaden wirklich niemandem, bereichern und beleben das Landschaftsbild und können allein durch ihre Anwesenheit schon begeistern, egal ob sie im majestätischen Flug ihre Kreise ziehen oder so wie jetzt mehr vom Ansitz aus jagen.

[ad#draussen-336×280]

Abgelegt unter Tiere

3 Reaktionen zu “Mäusebussarde”

  1. Helga

    Hallo Eckbert,
    dieser Blog ist einmalig interessant im Text und die Fotos sind einmalig brillant und ich habe solche Fotos noch nicht anderswo gesehen. Toll zu lesen und anzusehen.
    Lieben Dank an den Autor und Fotografen!
    Helga

  2. Harry

    Nette Anekdote zum Mäusebussard: Meine Mutter hat es tatsächlich geschafft, einen Mäusebussard ein Stück weit zu dressieren. Sie hat im Garten auf einem Kanaldeckel im Winter regelmäßig Fleischabfälle abgelegt, die sich der Mäusebussard geschnappt hat. Inzwischen landet er schon, wenn meine Mutter im Garten ist und nach ihm ruft. Es ist wirklich eindrucksvoll, so einen schönen Vogel aus der Nähe sehen zu können.

  3. Christa Schur

    Im März hatte ich einen sehr hell gefiederten Raubvogel am Boden sitzen sehen, cremefarben mit einzelnen braunen Federn.
    Die Erklärung der Varianten im Gefieder und das entsprechende Bild waren hilfreich.

Einen Kommentar schreiben