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Jagd auf Füchse und als extensivste Tierzucht – Jagd und Jäger Teil 6

Autor , am 8. November 2013

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Fuchs auf der Pirsch - vorwiegend nach MaeusenNiemals werde ich vergessen, wie ich im zweiten Jahr meines Jägerdaseins einen Fuchs ausgiebig und lange beobachten konnte. Er war damit beschäftigt Mäuse zu fangen und kam dabei bis direkt unter meinen Hochsitz. Es war einfach ein schönes Erlebnis.

Abends erzählte ich das dem Revierinhaber, der auch mein Chef war. Wie aus der Pistole geschossen, stinksauer: “Hatten Sie denn keine Waffe dabei?“ Ich: „Doch, natürlich.“ Er: “Und dann wagen Sie es, mir Das zu erzählen? Warum lebt der Fuchs noch? – Sie haben jeden Fuchs abzuschießen, den Sie draußen zu sehen bekommen!“ Und dieser Tonfall…. – Versteht sich von selbst, dass ich das nicht gemacht, sondern lieber Nix mehr gesagt habe. Das war schon deshalb notwendig, weil ich sonst nicht mehr im Revier hätte unterwegs sein mögen. Es ist inzwischen eine erwiesene Tatsache, dass dieser ständige Abschuss, die »Bekämpfung« von Füchsen aus ökologischer und biologischer Sicht barer Unsinn ist.

Nur ein lebendiger Fuchs kann seinen Aufgaben in der Natur nachkommen. Ich meine: nur ein lebender Fuchs ist auch ein ein interessanter Fuchs – gewiss nicht der erschossene!Link dazu: Jagd löst keine Probleme, Jagd schafft sie erst

Die Empfindung von Hass auf Tierarten oder auch auf ein einzelnes Tier finde ich ebenso unsinnig und unverstehbar wie Wut auf Tiere. So etwas erinnert mich an die Reaktionen mancher Hundebesitzer. Sie bilden sich ein, ihr Hund sei schlecht, nur weil er sich so verhält, wie es seiner Natur entspricht. Das trübt den Blick für die Realität. Die Katzen- und Tierartenhasser unter den Jägern können mir jedenfalls nicht weismachen, dass sie wirklich im Grunde ihres Herzens irgendetwas für Tiere übrig haben. Auch nicht für die Natur oder den Naturschutz. Denn beides würde dafür sorgen, jedem Tierchen sein artgemäßes Verhalten zu gönnen. Und ihm nicht auf emotionale Art mies anzukreiden, innerhalb dieses artgemäßen Verhaltens sein Leben zu leben. Für jede »beseitigte« Katze und jeden getöteten Fuchs taucht bekanntlich bald ein anderes Exemplar auf. In Sachen Fuchs werde ich in einem anderen Artikel noch zu berichten haben.

Ganz anders ist das Verhältnis der Jäger zu den Trophäen tragenden Wildarten. Ich habe damals nach einiger Zeit, vielleicht zwei oder drei Jahren, gewagt zu sagen: “Was ich hier erlebe, hat mit Jagd eigentlich nichts mehr zu tun. Das ist nämlich die extensivste Form der Tierzucht, die es in diesem Land gibt.“

Eijeijeijeijei – die Reaktionen der anderen waren so toll, dass ich diese Sätze danach noch ein paarmal bei weiteren Jägersleuten angebracht habe. Dazu muss man wissen, dass es zu der Zeit noch üblich war, das Wild im Winter intensiv zu füttern. Sogar Wurmkuren wurden verabreicht. So, wie man es von den Haustieren im Stall gewohnt ist. Allerdings als Beimengung zum Kraftfutter und daher nie präzise dosierbar. Das Füttern ist wohl in einigen Regionen Deutschlands immer noch üblich. In anderen wird trotz besserer gesetzlicher Richtlinien unter Umständen einfach weiter gefüttert. Wenn man sich ein bisschen mit den ökologisch/biologischen Regulationsmechanismen auseinandersetzt, denen frei lebende Tiere unterliegen, dann wird einem klar, dass die Bestandsdichte von der Natur an den betreffenden Lebensraum angepasst wird. Unter Bestandsdichte wird im jagdlichen Zusammenhang die Anzahl der Tiere verstanden, die auf einer bestimmten Fläche leben, zum Beispiel pro 100 oder pro 1000 ha. Einer dieser regulierenden Einflüsse, aber bei weitem nicht der einzige, ist auch der Nahrungsmangel in der schlechteren Jahreszeit.

Ich fragte mich damals und frage es heute immer noch: wie ist es möglich, dass jemand der sich mit »angewandtem Naturschutz« befasst, einen Wildbestand hält, den es in keinem einzigen naturbelassenen Biotop in einem klimatisch ähnlichen Gebiet gibt? Ich möchte hier jetzt nicht näher auf weitere Regulationsmechanismen eingehen, wie etwa auf die unterschiedliche Geburtenrate, die unter anderem auch vom Nahrungsangebot mitbestimmt wird.

Aber das Thema »Regulation« ist ein Hauptargument, womit die angebliche Notwendigkeit des Jagens den Nichtjägern gegenüber begründet wird. Im Einklang mit der Natur stehen diese Idee und vor allem auch welche Umsetzungen daraus abgeleitet werden für meinen Begriff und nach Ansicht vieler Ökologen, Wildbiologen und weiterer Fachleute NICHT. Daher muss ich demnächst erläutern, warum mich das nicht mehr überzeugt.


1 Jagen? Warum eigentlich? – 2 Töten aus Lust oder Notwendigkeit? – 3 Hirsch tottrinken und andere Sitten – 4 Katzen und neue Tierarten unerwünscht – 5 Wildarten-Durcheinander6 Jagd auf Füchse und als extensive Tierzucht – 7 Wildtiere, Wildschutz, Menschen, Jagd – 8 Abschreckendes von der Baujagd – 9 Hubertus von Lüttich, die Jägerei und ich – 10 Ueber Kraehen und andere Rabenvoegel – 11 Schadstoffe im Wild und Umweltschäden durch die Jagd – 12 Entscheidung gegen die Jagd in dieser Form – 13 Jagd unter Beschuss

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