Töten aus Lust oder Notwendigkeit – Jagd und Jäger – Teil 2
Autor Eckbert Heinenberg, am 26. Oktober 2013
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Jedenfalls habe ich eine Mehrzahl an Jägern kennen gelernt, die ich aus meiner heutigen Sicht geradezu als Lusttöter ansehen muss.
Dabei war zum Beispiel einer, der nach Afrika gereist war. Er war hellauf begeistert. Was ihn so begeisterte, war vor allem Anderen das Erlebnis, einen Elefanten erschossen zu haben.
Da reist jemand nach Afrika, sieht zum ersten Mal einen Elefanten in freier Wildbahn (es war das einzige Mal, dass er in Afrika war, sagte er) – und nimmt dann seine Großwildbüchse und erschießt ihn. Er redete sich in einer aufgekratzten Begeisterung regelrecht in Rage. Besonders darüber, wie jener Elefant sich nach dem Schuss aufbäumte, laut schrie, ein paar Meter auf ihn zu kam und wie er lieber noch einen zweiten Schuss aus naher Distanz auf das Tier abfeuerte. Danach muss der Elefant wohl relativ langsam zu Boden gegangen und gestorben sein. Über diese Schilderung lief mir ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. Ich empfand einen abgrundtiefen Abscheu gegen den „Jäger“, treffender: „Erschießer“, wegen seines maßlosen Gefühlsüberschwangs für diese Tat und deren Ablauf.
Es war das tollste Jagderlebnis seines Lebens, sagte er. Die Stoßzähne bekamen natürlich einen Ehrenplatz in seinem Haus. So konnte jeder Besucher sofort sehen, welche ungeheure Heldentat er vollbracht hatte. Das Ganze spielte sich übrigens vor jetzt mehr als 40 Jahren ab. Ich weiß nicht genau, ob man heute eine solche Trophäe überhaupt noch ohne weiteres nach Deutschland importieren darf. Hoffentlich nicht.
In meinen Augen sind Jagdreisen ins Ausland und gekaufte Abschüsse gleichermaßen pervers. Denn es geht da nur ums Abschießen und um eine Trophäe, die man nicht essen kann. Irgendwann habe ich eine junge Jägerin mit der gleichen Begeisterung darüber berichten hören, wie sie in Namibia die Gelegenheit zum Schuss auf einen Oryx bekam. Und da es sich unerwartet als Gelegenheit ergab, nicht während einer Jagdreise, hatte sie auch gern mit geliehener Waffe und ohne Anrecht auf die so genannte Trophäe oder irgendetwas, was man in der Küche für sich hätte verwerten können, diese Antilope erschossen. Einfach nur wegen der Schussabgabe und um dann festzustellen, dass sie dieses Tier tatsächlich selbst getötet hatte. Spürbare Hochstimmung noch beim Erzählen.
Das war ganz klar das, was diese Leute wirklich wollten: Das Tier erschießen und darüber geradezu in Verzückung geraten. Die Suche nach Harmonie mit der Natur war da nicht zu finden. Später mehr dazu.
Die Schwester jener jungen Dame hatte übrigens die gleiche Verzückung für solche Erlebnisse.
Wo bleibt da der Zusammenhang zum ursprünglichen Sinn des Jagens?
Solche emotional unglaublich begeisterten Schilderungen über die Tötung von Wildtieren habe ich noch viele weitere gehört.
Die gleiche innere Begeisterung für lebende Tiere, die Natur als solche oder Naturschutz dagegen?
Von Jägern nicht ein einziges Mal!
Was von den Jägern, mit denen ich zu tun hatte, als Biotopverbesserung hingestellt wurde, hatte mit dem uneigennützigen Bestreben nach mehr Natur in der Kulturlandschaft gar nichts zu tun. Es ging darum, das Revier für bestimmte Wildarten interessanter zu machen, um mehr Abschussmöglichkeiten zu haben. Nein danke! Ohne mich.
Für meinen Begriff ist die fast einzige akzeptierbare Begründung zur Tötung eines gesunden Tieres die Nahrungsbeschaffung. Und genau das ist ja auch der Grund, warum die Menschheit überhaupt angefangen hat, Tiere zu töten. Dagegen ist im natürlichen Zusammenhang gesehen sicher nichts einzuwenden. Unter den passenden Lebensvoraussetzungen würde ich das auch nach wie vor selbst tun mögen. Aber bitte ohne das ganze Brauchtums-Brimborium und aus nüchterner Notwendigkeit. Gewiss nicht aus Lust am Töten. Das Töten ist in meinem Empfinden immer eine sehr abstoßende, widerliche Arbeit, egal ob bei der Jagd oder wenn ein Schlachtetag ansteht.
Andere akzeptable Begründungen, um Tiere zu töten, wären sicher die Abwehr einer unmittelbaren Gefahr oder eines übermäßigen Schadens und drohender Gesundheitsgefahren. Etwa bei der Bekämpfung von Ratten und Mäusen.
– Aber zum Vergnügen? – Niemals! – Eine, wie auch immer geartete Befriedigung über einen erfolgreichen Abschuss empfinden? – Mir unbegreiflich. – Ich fühlte mich vor und noch lange nach dem Schuss stets irgendwie schäbig, ganz gleich, ob es sich um ein Rebhuhn oder ein Stück Rotwild handelte. Mein Interesse sind Tiere. Ein Tier seiner selbst, nämlich seines Lebens zu berauben, nur um es zu reduzieren auf eine tote Trophäe an der Wand? Zum Angeben? Aus innerem Antrieb, es zu erbeuten? Ich glaube niemandem, der das aus solchen Motiven tut, dass es ihm wirklich um Tiere und Natur geht. Im vermenschlichten Sinne ist das doch wohl eher eine Tötung aus niederen Beweggründen, jedenfalls in meiner Vorstellung.
Gefreut habe ich mich kein einziges Mal über eine Jagdbeute. Ein Gehörn an die Wand zu hängen war mir innerlich unmöglich. Die habe ich letztlich bei den Revierinhabern gelassen, bis auf eins. Das hat mein Hund gefressen, als er allein damit im Auto war.:-))
1 Jagen? Warum eigentlich? – 2 Töten aus Lust oder Notwendigkeit? – 3 Hirsch tottrinken und andere Sitten – 4 Katzen und neue Tierarten unerwünscht – 5 Wildarten-Durcheinander – 6 Jagd auf Füchse und als extensive Tierzucht – 7 Wildtiere, Wildschutz, Menschen, Jagd – 8 Abschreckendes von der Baujagd – 9 Hubertus von Lüttich, die Jägerei und ich – 10 Ueber Kraehen und andere Rabenvoegel – 11 Schadstoffe im Wild und Umweltschäden durch die Jagd – 12 Entscheidung gegen die Jagd in dieser Form – 13 Jagd unter Beschuss