Draussen unhergestreift

Was mir draussen auffiel, einfiel oder passierte

Kletterpflanzen

Autor , am 27. Juli 2015

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Clematis tangutica Mongolische Waldrebe im Hintergrund ist recht schnellwuechsig, der Efeu vorn wächst an einem toten KirschbaumEine andere Gruppe von Pflanzen, die ich besonders anziehend finde, sind die Kletterpflanzen. Sie schaffen eine Atmosphäre, die etwas Wildes und Verwuchertes, Verwunschenes an sich hat. Das ist es, was mich daran anzieht. Immerhin sind für mich verwilderte Gärten deutlich attraktiver als penibel gepflegte ornamentale oder auf Farbeffekte bedachte und nach menschgemachten Maßstäben aufgeräumte Künstlichkeit. Ich präzisiere: die nach den letztgenannten Kriterien angelegten und gärtnerisch gepflegten Gärten finde ich einfach nur abstoßend.

Ein gewisses Ausmaß an kletternden Ranken hilft folglich, das Wildnishafte hervorzubringen, was für mich draußen so anziehend ist. Im Garten unseres Hauses wachsen also auch verschiedene rankende Pflanzen.

Die Waldrebe ist trotz der kleinen Bueten eine schoene PflanzeDa ist etwa die einheimische wilde Waldrebe, Clematis vitalba, die wüchsigste Liane Mitteleuropas. Die Wildformen der Waldreben sind deutlich vitaler als die großblütigen Hybriden, mit denen ich auf die Dauer niemals Glück hatte. Wahrscheinlich sind die für jemand, der pflanzt und dann gewähren lässt, einfach zu pflegebedürftig. Bin mal gespannt, ob ich diese wilde Clematis auf dem zukünftigen Grundstück auch zum Wachsen bekommen werde, denn eigentlich bevorzugt sie ein eher mildes, maritim bis sogar submediterran beeinflusstes Klima – wir werden aber etwas kontinentaler gelegen sein, wenn auch nur einen kleinen Tuck. Aber man kann ja oft staunen, welch kleine Unterschiede in den Standortbedingungen bei Pflanzen schon große Auswirkungen haben. Auch hier gilt sicher: Nur Versuch macht wirklich klug!

Diese schoene Wildform stammt aus dem Himalaja und ChinaEine andere Waldreben-Wildform, die ich vor drei oder vier Jahren gepflanzt habe, ist die Clematis montana. Die hatte ich mal an zwei totgefrorene Phyllostachys aurea, Bambusse also, gesetzt, um diese „neu zu beleben“. Bevor ich etwas wegreiße, fällt mir meistens irgendwas ein, was ich stattdessen versuchen könnte. Die beiden Clematis Montana haben Fuß gefasst und die eine hat sich kräftig ausgebreitet. Sie überwuchert nicht nur die trockenen Bambus-Strünke sondern ist auch in eine Lawson-Zypresse hieingewuchert, die frei als Baum wächst, anstatt als Heckenpflanze gestutzt zu sein. Zur Blütezeit ein toller Anblick – und danach durch das Laub ebenfalls.

Der altbekannte WuchererNatürlich habe ich auch die bekannte Ranke, die zu der Kategorie der Geister, die man ruft und dann nicht wieder los wird, gehört: Fallopia baldschuanica, den Schlingknöterich. Dieser wilde Zeitgenosse aus Asien sieht mit seinen weißen Blüten ebenfalls wirklich attraktiv aus und schafft es mit seinem ungestümen Wachstum, in kürzester Zeit alles mögliche zu überwuchern. Das fasziniert mich natürlich in der gleichen Weise wie ich es bei den Bananen schon mal beschrieben hatte.

Dass diese Bluete nicht exotisch ist......Ein weiteres kletterndes Gewächs hier ist das einheimische Waldgeißblatt, Lonicera periclymenum. Die skurril anmutenden Blüten dieser Pflanze duften in erster Linie nachts und sind Anflugpunkte und Nektarquelle für verschiedene Nachtfalter. Auch zwei oder drei andere Lonicera-Arten wachsen bei uns in einer Hecke.

Ein Ausländer aus Nordamerika ist die Pfeifenwinde, Aristolochia macropylla. Diese Art bildet durch ihren dichten Wuchs gern ein Blätterdach mit teilweise recht großen Blättern. Daneben haben die namensgebenden Blüten trotz ihrer unscheinbaren grünen Farbe ein sehr attraktives Äußeres. Sie braucht Zeit, um anzuwachsen. Aber dann fängt sie an zu wuchern. Wenn sie am richtigen Platz stehen werden diese Lianen locker über 10m in die Höhe klettern.

In manchen Jahren macht sie viele, in anderen weniger Blueten: die mongolische ClematisJetzt fällt mir noch ein: eine Clematis-Art habe ich noch nicht erwähnt, nämlich die Clematis tangutica, die mongolische Waldrebe. Sie wird zu Recht auch Goldglöckchen genannt, denn die gelben Blüten sehen genau so aus. Bei mir wächst sie hoch in eine gekappte Omorika-Fichte hinein und sorgt so an einer äußeren Seite des Grundstücks für Sichtschutz.

Nicht fehlen darf natürlich der Efeu. Er lebt bei mir als einheimische Wildform, Hedera helix, und als so genannter irischer Efeu, Hedera hibernica oder auch Hedera helix hibernica genannt. Hibernica ist etwas empfindlicher, was eisige Kälte angeht, aber er wächst schneller und mit größeren Blättern als das einheimische Original.

Damit habe ich im wesentlichen die Kletterpflanzen kurz erwähnt, die zum Gesamteindruck und Lebensraum dieses Grundstücks beitragen und natürlich auch viele Verstecke und Nistmöglichkeiten für Vögel sowie durch ihre Blüten Nahrung für allerlei Insekten bieten.

Eine Nahaufnahme der Blueten unserer einheimischen LianeAch so: den Hopfen habe ich noch ganz vergessen! Er kommt bei mir in zwei Arten vor, nämlich als japanischer Hopfen und als einheimischer (allerdings Kultur-)Hopfen. Die Hopfen-Pflanze stirbt jedes Jahr in ihren oberirdischen Teilen komplett ab und treibt im Frühjahr in ungeheurer Geschwindigkeit neue Ranken aus. Die vertrockneten Triebe räume ich niemals weg, denn meine Hopfenranken sorgen mit dafür, dass Hecken dichter werden. Wenn man ihn an irgendwelchen Rankhilfen am Hause hält, wäre es wahrscheinlich sinnvoll, im Winter die abgestorbenen Ranken zu entfernen. Für mich kommt das bei dieser Verwendung im Sichtschutz-Bereich natürlich überhaupt nicht infrage: denn gelobt sei hier was dicht macht!

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