Kurz vor dem Abflug
Autor Eckbert Heinenberg, am 7. Oktober 2010
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Vor ungefähr vier Wochen waren Lola und ich in der Nähe des Flughafens Hannover-Langenhagen unterwegs. Kurz vor dem Anfang der gerade benutzen Start- und Landebahn stand dieser potentielle Passagier außerhalb des Flughafenareals in einer Wiese und überlegte offenbar, wie er seinen Flug in den Süden am besten hinkriegt.
Wie bei vielen Flughäfen kann man auch bei Langenhagen vom Zaun aus im Vorbeigehen die startenden und landenden Maschinen fast aus der Nähe ansehen. Das zieht auch viele von jenen Leuten an, die an Flughäfen Bilder von den Maschinen machen und sammeln. Diese stellen an bestimmten Stellen oft Leitern an den Zaun, um ohne Sichtbehinderung Ihre Fotos zu schießen. Nun, so verrückt auf Flieger bin ich nicht, dass ich zu denen gehören würde. Aber ich gebe zu, dass ich trotz allen Hangs zur Natur und zum Abseits-Sein es reizvoll finde, wenn ich dem Betrieb dort mal ein wenig zusehen kann. Unterschwellig ärgert es mich zwar ebenso wie die Tatsache, dass ich sehr gern in einen Flieger steige, um irgendwo hin zu düsen. Eigentlich sollte das alles viel zu entfremdet von der Natur sein, um mir zu gefallen. Aber es ist nun mal so und wird wohl auch so bleiben. Diesen einen Flieger am Start hab‘ ich dann doch mal mitgenommen…
Der Storch stand direkt im Bereich der Anflugrichtung auf einer Wiese und besah sich das Ganze. Allzu lange wird er wohl nicht mehr hier bei uns bleiben, denn der nächste Winter kommt bestimmt. Vielleicht ist er inzwischen längst unterwegs. Oder sollte er vielleicht zu den wenigen gehören, die sich die weite Reise schon sparen? Wohl eher nicht. Aber über den Flieger hat er wohl doch nicht nachgegrübelt. Nach einiger Zeit beschloss er, sich doch lieber auf seine eigenen Flügel und Kräfte zu verlassen und erhob sich gemächlich in die Lüfte.
Ebenso unbedenklich fand ein Graureiher den Flugbetrieb und lauerte in der gleichen Wiese auf seine Beute.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie sich Wildtiere doch an den Lärm menschlicher Machenschaften gewöhnen. Das kann man auch bei Maschinen beobachten, die in der Landschaft arbeiten oder bei Truppenübungsplätzen und an der Autobahn. An einer stark befahrenen Bundesstraße habe ich mal nachts Rehe in aller Ruhe äsen sehen auf dem schmalen, kaum 2 m breiten Grünstreifen, der zwischen dem Radweg und der Fahrbahn war. Da muss man sich schon wundern, dass nicht noch mehr Wildunfälle passieren.
Was den Storch und den Graureiher angeht, so bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht irgendwann einem der menschgemachten Flieger in die Quere kommen. Aber offenbar sind sie ja pfiffig genug, denn solche Vögel gibt es schließlich schon seit Jahr und Tag in dieser Gegend.
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