Mehr Frühling – diesmal tierisch
Autor Eckbert Heinenberg, am 19. März 2012
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Das Frühjahr es nicht mehr aufzuhalten. Auch diese beiden Kröten sind schon denen gleichnamigen Gefühlen erlegen, wie man sieht. Die Krötenwanderung ist zur Zeit im vollen Gang und es wäre schön, wenn auch die Nachttemperaturen etwas milder werden könnten. Was Kröten nicht mögen, ist kalter Wind. Diese vier Augen schauen jedenfalls dem nächsten Gewässer entgegen.
Sie wanderten innerhalb des Waldes, wo der Wind nicht so hinkommt. Aber der Wanderertrieb ist inzwischen so stark, dass sie auch mitten am helllichten Tage unterwegs sind und genau da habe ich sie auch gesehen. Wie die Welt wohl aus der Perspektive dieser beiden Augenpaare aussehen mag? Bestimmt anders als wir sie sehen. Durch das wechselnde Wetter zieht sich die Wanderzeit der Kröten wie fast jedes Jahr in die Länge. An “meiner” Krötenstrecke am Kräher Weg ist an manchen Tagen gar nichts los und an anderen läuft es mittelprächtig. Die milden Frühlingsnächte von deutlich über zehn Grad mit leichtem Nieselregen fehlen einfach. Aber jedes Jahr wundere ich mich über die Kraft dieser kleinen Tierchen. Wenn man hier auf dem zweiten Bild sieht, was für ein Hindernis bereits eine Fahrspur ist, dann kann man es nur doppelt erstaunlich finden, dass es immer wieder Kröten gibt, die es fertigbringen den Krötenzaun zu überklettern. Sogar Weibchen, die ihren Freier schon huckepack tragen, schaffen das manchmal. Natürlich ist das oft ein Weg ins sichere Verderben und gerade diejenigen mit der größten Energie kommen dann unter einem Autoreifen zu Tode. Leider rasen viele Autofahrer trotz der Geschwindigkeitsbegrenzung, die üblicherweise an Krötenstrecken eingerichtet wird, wie die Wahnsinnigen dort entlang. Es ist offensichtlich, dass Tiere und Natur ihnen schnurzegal sind. Arme Welt.
In diesem Jahr sind viele Kraniche gar nicht erst bis Spanien weitergeflogen, sondern haben hier in Deutschland überwintert. Auch diese Drei habe ich öfter gesehen und gehört. Zumindest vermute ich, dass es sich immer um dieselben Vögel gehandelt hat. Da liegt auch die Vermutung nahe, dass es sich um ein Paar handelt, das mit seinem Jungtier aus dem Jahr 2011 unterwegs ist. Eigentlich dachte ich, dass der Zugtrieb in diesen Vögeln so fest verankert ist, dass sie gar nicht anders können als in den Süden zu fliegen. Aber da nicht nur diese drei sondern zig andere Kraniche hiergeblieben sind, scheint es wohl eher so, dass sie mehr der Not folgen und zum Futter fliegen. Änderungen im Zugverhalten sind in den letzten Jahren schon bei mehreren Vogelarten beobachtet worden. Es wird genauso natürlich sein, wie der Klimawandel, der das vielleicht ausgelöst hat. Übrigens habe ich kürzlich gelesen, dass es Anzeichen gibt, nach denen durch den Klimawandel Veränderungen in der Bewölkung eingetreten sind. Es gibt sogar Vermutungen, dass durch diese Veränderungen der Klimawandel sich von selbst wieder abschwächen könnte. Man wird sehen. Zur Zeit sieht man auch schon diejeigen zurückkehren, die sich doch auf den Weg in den Süden gemacht hatten.
Weg geflogen war jedenfalls dieser Storch, der heute Morgen in der Wesermarsch unterwegs war, um sich mit Futter zu versorgen. Ich konnte ihn eine Weile beobachten und fand es erstaunlich, in welch kurzen Abständen er bei 4° plus etwas Fressbares aufpicken und verschlingen konnte. Ihm kommt bekanntlich die Kulturlandschaft zugute, soweit sie sich auf einem nicht allzu intensiv bewirtschaftetem Stand befindet. So ein heller Vogel mit seinen roten Beinen und Schnabel ist eine belebende Erscheinung auf der Wiese, die er sich an diesem Morgen mit einem bunten Fasanenhahn teilte. Auf alle Fälle ist seine Rückkehr ein ziemlich sicheres Zeichen, dass wir doch dem nächsten Sommer schon entgegengehen!
Bereits gestern konnte ich im Vorbeigehen diesen schwarzen Rehbock entdecken, der bereits eindeutige Zeichen des Haarwechsels zeigt. Je nach Perspektive sah er richtig grau aus. Es gibt in der weiteren Umgebung einen gewissen Prozentsatz an schwarzen Rehen, die in den Übergangszeiten eben nicht mehr so blank schwarz aussehen. Ich glaube, an anderer Stelle in diesem Blog habe ich das Vorkommen dieser Tiere schon einmal beschrieben. Leider bin ich den einen oder anderen Jäger begegnet, die diese doch auf natürlichem Wege entstandene Farbvariante lieber tot als lebendig sehen. Aber da sie sich über Jahrhunderte erhalten konnten, werden sie es wohl auch noch ein paar 100 weitere Jahre schaffen können! Für mich sind sie jedenfalls eine schöne Bereicherung unter den Wildtieren und auch sie bringen eine zusätzliche Farbe in die Landschaft – und das nicht nur im Frühjahr.
Am 20. März 2012 um 17:15 Uhr
Danke für die scharfen Fotos und interessanten Erläuterungen. Es hat sich wieder einmal mehr als gelohnt, deinen Draußen-Blog anzusehen.