Draussen unhergestreift

Was mir draussen auffiel, einfiel oder passierte

Neue Tierarten (Neozoen) und Katzen nicht erwünscht – Jagd und Jäger Teil 4

Autor , am 3. November 2013

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NilgansDas Birkwild, ein großer Hühnervogel, ist in Deutschland durch die Umstrukturierung und Nutzung der Landschaften sehr, sehr selten geworden. Es gibt, auch unter den Jägern, Menschen, die mit großem Aufwand versuchen, diese Wildart wieder zu unterstützen oder einzubürgern. Sie freuen sich über jedes Exemplar, was es schafft, in freier Wildbahn zu überleben.

Aber es kommen außerdem Jäger vor, die sich nichts Schöneres vorstellen können, als einen Birkhahn  totzuschießen. Man möchte sich dessen Schmuckfedern an den Hut stecken. Mehr als nur ein solcher Mensch ist mir begegnet. Obwohl ich immer wieder nachfragte, hat man mir nicht ein einziges Mal einen halbwegs vernünftigen Grund für diesen Wunsch genannt. Dabei war er für die Betreffenden doch so dringend! Es wurde nur stupide das Ansinnen wiederholt. Ich weiß nicht, ob man sich irgendwo auf der Welt einen Abschuss kaufen konnte. Denn ich hatte nach einer gewissen Zeit mit diesen Leuten nichts mehr zu tun.

Ganz seltsam fand und finde ich auch die Tatsache, dass ich bei vielen Jägern auf einen blanken Hass auf bestimmte Tierarten gestoßen bin. Zuerst waren es die Katzen, bei denen mir dies auffiel. Der Hass, den manche Jäger auf Katzen haben, nimmt schon geradezu grotesk exzessive Formen an, wie ich beobachten und hören musste. Es wurde von manchen wirklich jede Katze gekillt, deren man habhaft werden konnte, und sei es durch absichtliches Überfahren, wenn eine zufällig die Straße überquerte. Ich habe sogar mal jemand damit angeben hören, dass er frühmorgens beim Aufbruch zur Jagd mitten in der Stadt eine Katze in einem Garten abgeschossen hatte. Zum Glück hat er dafür ordentlich Ärger bekommen. Aber es waren noch andere Zeiten und das Thema noch nicht so sensibel wie heute. Seinen Jagdschein, Jagdmöglichkeit und seine Waffen hat er leider behalten dürfen. Für mich war das alles nicht nachvollziehbar. Immerhin habe ich selbst auch Katzen gehabt und sehe sie unvoreingenommen – nein: ich sehe sie als Tiere, die auf mich eine ähnliche Anziehungskraft haben wie fast alle anderen Tiere auch. Auch diese Dinge haben in einem erheblichen Maße dazu beigetragen, dass ich mit der ganzen Sache „Jagd“ nichts mehr zu tun haben will.

Andere Hassobjekte sind eingewanderte Tierarten. Es gibt da zum Beispiel eine der größten Tierwanderungen der letzten 100 Jahre. Das ist das Einwandern der Türkentaube von Kleinasien nach Europa. Ich fand es schon als Jugendlicher faszinierend, die weitere Ausbreitung dieser hübschen Täubchen verfolgen zu können. Arglos dachte ich, dass das eigentlich jedem Jäger ebenso interessant sein müsste. Immerhin ist diese Ausbreitung ohne menschliches Zutun als eine Dynamik der Natur zu Stande gekommen. Wie oft hat man Gelegenheit, so einen Vorgang hautnah zuhause zu beobachten? Wie perplex war ich, als ich einmal voller Begeisterung von diesen Tierchen sprach und damit einen, ich kann es nicht anders bezeichnen, Wutanfall auslöste. »Die verdammten Viecher haben hier nichts zu suchen. Jede Sch…-Türkentaube gehört weggeschossen, jede, die man sieht.« Ähnliche Reaktionen habe ich auch im Zusammenhang mit den Nilgänsen, Kanadagänsen und anderen Tierarten zu hören bekommen.

Dass man über das Auftauchen und die Vermehrung der Waschbären und Enoks anfangs in Sorge sein konnte, das kann ich leicht verstehen. Ebenso das Entsetzen über die von so genannten Tierrechtlern kriminell freigelassenen Minks, die wirklich die einheimische Fauna nachhaltig und in einem enormen Ausmaß geschädigt haben. Die Minks sind amerikanische Nerze, die bei uns keine natürlichen Regulatoren haben.

Es ist gut zu begreifen, wenn alles getan werden soll, um diese wirklich effektiven Vernichter von Teilen der einheimischen Fauna wieder loszuwerden. Ob das gelingt, ist allerdings fraglich. Ganz sicher in unseren Breiten bereits etabliert sind die Waschbären und Marderhunde. Sie haben sich als ebenso unschädlich erwiesen wie die einheimischen Raubtiere gleicher Größe.

Aber dieser Hass auf Nilgänse und andere Einwanderer ist für mich nicht nachvollziehbar. Ehrlich gesagt, die Gänsearten empfinde ich eher als Bereicherung. Es sind hübsche Vögel, die ich häufig draußen sehen kann. Ich wage zu bezweifeln, dass es irgendeinen Sinn macht, generell alle Neozoen und Neophyten in Grund und Boden zu verdammen. Das Zeitalter der Globalisierung ist eben auch ein Einflussfaktor für die Vorgänge in der Natur geworden, die doch ohnehin keinen Stillstand kennt. Das einzig Beständige in der Natur ist nun mal der Wandel. Auch was als Gleichgewicht bezeichnet wird, kann immer nur ein Übergang sein. Es vollzieht sich aber manche Veränderung so langsam und allmählich, dass sie dem Beobachter aus seiner begrenzten Menschenperspektive nicht augenfällig werden kann.

Im nächsten Artikel werde ich noch einiges zur Unverständlichkeit der Ansichten mancher Jäger zu fremdländischen und einheimischen Tierarten mitteilen können.


1 Jagen? Warum eigentlich? – 2 Töten aus Lust oder Notwendigkeit? – 3 Hirsch tottrinken und andere Sitten4 Katzen und neue Tierarten unerwünscht – 5 Wildarten-Durcheinander – 6 Jagd auf Füchse und als extensive Tierzucht – 7 Wildtiere, Wildschutz, Menschen, Jagd – 8 Abschreckendes von der Baujagd – 9 Hubertus von Lüttich, die Jägerei und ich – 10 Ueber Kraehen und andere Rabenvoegel – 11 Schadstoffe im Wild und Umweltschäden durch die Jagd – 12 Entscheidung gegen die Jagd in dieser Form – 13 Jagd unter Beschuss

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