Über Krähen und andere Rabenvögel und die Lust vieler Jäger, sie zu töten – Jagd und Jäger Teil 10
Autor Eckbert Heinenberg, am 19. November 2013
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Zu den intelligentesten Vögeln gehören bekanntermaßen die Rabenvögel. Sie sind in der Lage dazuzulernen, wenn sich etwas ändert.
Leider lässt sich das von denen, die sie sinnlos abschießen, überhaupt nicht sagen.
Sonst wäre es nicht möglich, dass diese Leute sich permanent über alle aktuellen Ergebnisse der Wildtierbiologie, der Ökologie und der Zoolgie hinwegsetzen.
Stupide ballern sie weiter auf diese Vögel. Das Ziel ist die Tötung möglichst vieler Rabenkrähen und Elstern. Leider haben die Gesetzgeber sich breitschlagen lassen, in mehreren Bundesländern für diese Tiere Jagdzeiten festzusetzen. Der Einfluss der Jäger-Lobby, der Jagdindustrie und die sachliche Unkenntnis derjenigen, die diese Gesetzentwürfe absegnen müssen, machten das möglich, so vermute ich. Es wirkt auf mich so, als ob die Rabenvogel-Jäger für sachkundig gehalten wurden und dementsprechend um eine Stellungnahme gebeten worden sind. Anstatt Ökologen und Zoologen zu fragen wurde so wahrscheinlich »der Bock zum Gärtner gemacht«, wie man es im Volksmund so schön sagt.
Es würde mich sehr wundern, wenn nicht die geschützten Saatkrähen und Dohlen ebenfalls Opfer der Vernichtungswut werden. Denn diese Arten fliegen oft in großen Schwärmen mit den Rabenkrähen zusammen umher. Man kann sie unterscheiden. Auch im Flug. Aber ob das im Eifer des Gefechts jedem immer gelingt? Ich bezweifle das. Natürlich gibt es keine Kontrolle für die Lusttöter. Sie sind unter sich oder allein unterwegs. Darunter gibt es Leute, die nicht einmal wissen, was sie da abschießen. Wenn sie wirklich interessiert wären, müsste man nicht erboste Leserbriefe von Jägerhand lesen, in denen totale Unkenntnis schriftlich dokumentiert wird.
In einer Tageszeitung las ich in einem solchen Leserbrief von einem Jäger, dass Krähen »neuerdings Singvögel sein sollen«. Was für eine Blamage! Jeder, den es wirklich interessiert, kann schon in der Schule lernen, dass die Rabenvögel zoologisch zu den Singvögeln gezählt werden, die ihrerseits eine Unterordnung der Sperlingsvögel sind. Ich kann mich erinnern, dass mich das als Kind schon erstaunt hat, mit vielleicht zehn oder elf Jahren. Sowas muss natürlich nicht jeder wissen, für den Tiere eher nebensächlich sind. Wer aber auf Tiere schießt, der sollte doch vorher wirklich alles Wissen über die jeweilige Tierart einsammeln, was ihm irgendwie zugänglich ist. Und solche fundamentalen Informationen nicht parat zu haben, zeigt doch eine unglaublich stupide Grundhaltung. Es wird nach lebenden Zielen für den nächsten Schuss gesucht, um stumpfsinnig die Lust am Töten auszuleben. Und ebenso stumpfsinnig wird jede Möglichkeit zu einer differenzierteren Betrachtungsweise des Lebens dieser wahrhaft interessanten Vögel ignoriert.
»- Töten – ach wie herrlich! – Tote Tiere zählen, DAS erfreut das Herz! -«
Die Natur hat die wunderbare Eigenschaft, sich selbst regulieren zu können. Allerdings nur dann, wenn man sie lässt. Es gibt auch in einer Kulturlandschaft noch eine Restnatur. Das Märchen von der Notwendigkeit des Eingreifens von Menschen in diesen Rest von Natur benutzen die Jäger entgegen allen besseren Erkenntnissen nach wie vor dafür, ihr Bedürfnis nach dem Töten aus Lust zu befriedigen. – Und führen damit sich selbst ad absurdum, denn das Argument, “die Natur müsse durch menschliches Eingreifen reguliert werden”, ist ja an sich ja inhaltlich selbstvernichtend …. Natur ist schließlich da, wo menschlicher und menschbezogener Regulierungswahn eben nichts verpfuscht !!! und nicht da wo Anpassungen an menschgemachte Nutz- und andere Anpassungsphantasien Platz greifen !
Natur geht nun mal nicht von heut‘ auf morgen. Wenn man irgendwo aufhört zu jagen, also die bestehenden Verhältnisse beendet, dann ist es vollkommen klar, dass zuerst einmal eine Überreaktion auf Seiten der Natur erfolgt. Die überhöhten Vermehrungsraten sind dem angepasst, was bisher der Zustand war. Man muss der Natur die Zeit lassen, die sie braucht, um sich wieder einzupendeln. Gerade die angeblich so naturverbundenen Jäger müssten soweit denken können. Sie tun aber das Gegenteil und schreien sofort Zeter und Mordio ohne die Abläufe überhaupt abzuwarten.
Erschreckend finde ich, dass ich in Gesprächen mit Jägern schon mehrfach wahre Verachtung gegenüber den Erkenntnissen der Ökologen und Zoologen zu hören bekommen habe. Dafür wurden überkommene Vorstellungen von Anno Dunnemals wütend verteidigt. Die Ignoranten scheuen sich nicht mal, das öffentlich und schriftlich zu fixieren. Ich empfehle, ein wenig in Jägerforen im Internet zu stöbern. Dort kann man diese Ignoranz derer, die um die Erlaubnis zum Schuss auf die Objekte ihrer Tötungsgier fürchten, nachlesen. Damit hat jeder die Möglichkeit, sich selbst einen Eindruck davon verschaffen, wes Geistes Kind diese Leute sein müssen.
Warum wird von wissenschaftlichen Instituten in mühseliger Kleinarbeit nach Ergebnissen geforscht? Sicher nicht, damit diese für immer in irgendeiner Schublade verschwinden! Doch eher, damit sie der Praxis zu Hilfe kommen.
Die Ignoranz weiter Teile der Jägerschaft gegenüber neueren Erkenntnissen zeigt ganz klar: mein Eindruck, den ich in den fünf Jahren gewonnen habe, ist für einen großen Teil der Jäger noch immer zutreffend.
Viele Jäger jagen nicht aus Interesse an der Natur, schon gar nicht aus Interesse am Naturschutz und erst recht nicht aus Interesse am Tier selbst! Nein. Die mich schockierende Erkenntnis, die ich aus dem intensiven Kontakt mit der Jägerei gezogen habe, ist die, dass eine Mehrheit der Jäger wirklich töten will.
Es hat mich damals schockiert und schockiert mich immer noch, welche widerwärtige Gier nach dem Töten von Tieren ich hautnah erlebt habe. Bei dem Entschluss, selbst die Jägerprüfung abzulegen, hatte ich in meiner Naivität gedacht, dass es in allererster Linie das Bedürfnis nach dem Draußensein in der Natur, die gefühlte Verbundenheit mit der Natur und der freilebenden Tierwelt seien, was Leute veranlasst, Jäger zu werden.
Es schockt mich bis heute, welch großen Anteil an mir widerlichen Lusttötern, Waffenverrückten und Trophäengierigen ich unter den Jägern angetroffen habe, die mir über den Weg gelaufen sind.
Ich habe mir, während ich diese Artikel geschrieben habe, im Web ein paar Dinge herausgesucht, die Psychologen, Psychiater und Psychoanalytiker über den Antrieb von Jägern veröffentlicht haben. Wäre mir das mal vor der Jägerprüfung schon zugänglich gewesen!
»Jagd ist angewandter Naturschutz?« – Dass ich nicht lache!
Ich lache deshalb nicht, weil es so traurig ist.
1 Jagen? Warum eigentlich? – 2 Töten aus Lust oder Notwendigkeit? – 3 Hirsch tottrinken und andere Sitten – 4 Katzen und neue Tierarten unerwünscht – 5 Wildarten-Durcheinander – 6 Jagd auf Füchse und als extensive Tierzucht – 7 Wildtiere, Wildschutz, Menschen, Jagd – 8 Abschreckendes von der Baujagd – 9 Hubertus von Lüttich, die Jägerei und ich – 10 Ueber Kraehen und andere Rabenvoegel – 11 Schadstoffe im Wild und Umweltschäden durch die Jagd – 12 Entscheidung gegen die Jagd in dieser Form – 13 Jagd unter Beschuss